Miriam Blocher, Tochter von Bundesrat Christoph Blocher, hat die Firma gründlich studiert, bevor sie diese kaufte. Die Menschen, die dort arbeiten, die Sitten, die dort herrschen, kennt sie indes noch kaum. «Es war ein Familienunternehmen, und das ist es jetzt wieder, einfach bei mir», antwortet sie auf die Frage, wie sie die Belegschaft hinter sich bringen will, «und ich führe ja nicht zum ersten Mal.»

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Die Frau – das wird rasch klar – ist von sich überzeugt. Zigmal hat sie die gleichen Fragen beantwortet, seit sie die Dalasta-Akquisition Anfang Dezember bekannt gab: Wie war Ihre Kindheit? Was hat Ihr Vater mit der Sache zu tun? Was halten Sie von der SVP? Woher haben Sie das Geld? Die Antworten kommen wie aus der Pistole geschossen: Die Kindheit war ganz gewöhnlich, Primarschule in Feldmeilen, Sek in Meilen, Gymnasium in Zürich. Die Akquisition war ihre Idee, aber dem Vater gefällt sie: «Das Läckerli-Huus? Super!» Mit der SVP ist sie manchmal einverstanden, manchmal nicht. Das Geld für den Kauf der Dalasta Holding habe sie gehabt, davon könne ausgegangen werden.

Im Frühling hat sie Peter Klein, Miteigentümer und seit über 25 Jahren CEO der Dalasta Holding, einen zwei Seiten langen Brief geschrieben. Darin stand, dass sie, Tochter von Bundesrat Blocher, Lebensmittelingenieurin studiert habe, derzeit beim Getränkehersteller Thurella als Produktionschefin 160 Leute führe und es sie nun nach einer neuen Herausforderung dürste. Sie würde gern ein Unternehmen führen – und vor allem auch kaufen.

Den Brief schrieb die junge Frau auf gut Glück: «Ich dachte, dass Peter Klein in einem Alter sei, in dem er sich wohl Gedanken macht, wie es mit der Firma weitergehen soll», sagt Miriam Blocher, «ob es schon eine Nachfolgeregelung gab, wusste ich nicht.»

Es gab eine: Es sollte ein CEO von aussen kommen, die Firma aber weiterhin in Familienbesitz bleiben. Als Klein Miriam Blochers Brief las, lag der 61-Jährige wegen eines Unfalls im Spital – und hatte Zeit für Gedankenspiele. Die unverbindliche Interessensbekundung der jungen Frau mündete in Rundgänge durch Betrieb und Zahlenwerk, noch bevor der Patron das Spital verlassen hatte. Im November haben die beiden den Übernahmevertrag signiert. «Ich habe ein gutes Gefühl», lautet Kleins Fazit zu den Verhandlungen.

Vor drei Jahren hätte sie sich das noch nicht vorstellen können, sagt Miriam Blocher. Die Frage, warum sie den Schritt zur Unternehmerin mache, quittiert sie mit Schulterzucken. Von aussen besehen, erscheint das Ganze indes genetisch bedingt: Der Vater schaffte es als Patron der Ems-Gruppe zu Reichtum und Ansehen. Seit er 2003 Bundesrat geworden ist, führt Miriams ältere Schwester, Magdalena Martullo-Blocher, den Konzern, als wäre sie dafür geboren. Bruder Markus Blocher lenkt derweil die börsennotierte Spezialitätenchemiefirma Dottikon ES, einen Abkömmling der Ems-Gruppe. Beide haben studiert und ausserhalb der Ems-Gruppe ihre Sporen abverdient – Magdalena bei Rivella, Markus bei McKinsey.

Miriam folgte bis dahin der gleichen Spur, nun zweigt sie ab und wird Patronne in einer Firma ihrer Wahl. Läckerli, Halsfeger, Rahmtäfeli liegen ihr mehr als alles andere: Sie liebt Süsses. Als Kind mochte sie am Tisch nie recht essen, langte nur beim Dessert zu. Ein Arzt, dem sich ihre Mutter Silvia damals anvertraute, beruhigte und sagte, das sei nur eine Phase. «War es definitiv nicht», sagt Miriam Blocher. Ihr Lachen ist ansteckend.

Derzeit sucht sie Verwaltungsräte. «Ich will Sparringpartner und jemand, der mir auf die Finger schaut», sagt sie. Zwei Personen, die ihr geeignet scheinen, hat sie bereits kontaktiert. Auf gut Glück: «Guten Tag, hier spricht Miriam Blocher. Sie haben vielleicht in der Zeitung gelesen, dass ich die Dalasta Holding gekauft habe. Nun möchte ich Sie fragen, ob Sie in den VR kommen wollen.» Beide haben einem ersten Treffen zugestimmt.

Iris Kuhn Spogat
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