Der Test lief schon seit längerem. Doch offenbar war der so erfolgreich, dass die Neobank Neon ihr Konto «Green» nun offiziell lanciert. Und mit einem Preisschild versieht. Waren die Bankkonten des Schweizer Online-Anbieters bisher kostenlos, so kostet «Green» fünf Franken pro Monat. Doch dafür verspricht Neon den Konsumenten ein gutes Gewissen – dank einem «klimapositiven» Konto.

Nachhaltiges Anlegen haben sich bereits viele Banken auf die Fahne geschrieben. Neon geht dabei jedoch anders vor. Nicht die eigentlichen Bankgeschäfte sollen nachhaltiger werden. Darauf hat Neon auch nur bedingt einen Einfluss, greift sie doch auf die Dienste Dritter wie der Hypobank Lenzburg zurück. Nein, Neon kompensiert für seine Kunden.

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Wer die Gebühr des grünen Bankkontos bezahlt, erhält automatisch eine umsatzabhängige CO2-Kompensation. Für 100 Franken, die mit der Kreditkarte ausgegeben werden, lässt Neon einen Bäum pflanzen. Gemessen am durchschnittlichen Jahresumsatz eines Schweizers würde so der CO2-Ausstoss nicht nur kompensiert, sondern sogar überkompensiert, schreibt das Zürcher Fintech in seiner Mitteilung.

Neon-Chef: Kein Greenwashing

Neon-Chef Jörg Sandrock verneint den Vorwurf des Greenwashings. Natürlich funktioniere die Kompensation nicht bei jeder Ausgabe eins zu eins. Aber im Mittel gehe die Rechnung auf. Und weil auch die Grundgebühr des Kontos in Kompensationen investiert werde, entstehe ein Positiv-Effekt. Insgesamt seien schon 250'000 Bäume von Neon gepflanzt worden, sagt Sandrock gegenüber der HZ. «Das macht schon einen Unterschied.»

Die Bäume lässt Neon nicht in der Schweiz sondern primär in tropischen Gegenden pflanzen. Finanziert wird die Klimakompensation aus der Grundgebühr und aus den Kickbacks, welche Banken beim Einsatz von Kreditkarten erhalten. 

Jörg Sandrock

Neon-CEO Jörg Sandrock

Quelle: ZVG

Neon Green sei nicht nur ein Argument, um zusätzliche Konten zu verkaufen, sagt Sandrock. Die Erfahrungen aus dem Test hätten auch gezeigt, dass Kunden von Neon Green die Bankdienstleistungen insgesamt intensiver nutzten. Und somit für die Bank lukrativer sind. Grundsätzlich wolle man sich ab er weiterhin als Gratisanbieter positionieren. Die Kontoführungsgebühr von Neon Green bleibe die Ausnahme, so Sandrock.

Neon folgt mit dem Green-Konto einem allgemeinen Trend von Neobanken, nebst Gratiskonten auch Premium-Angebote zu lancieren. Vorgemacht hat es der Branchenführer Revolut mit seinen Premium- und Metal-Konten. Doch auch Schweizer Anbieter wie Yapeal, die Bank Cler mit Zak oder die Credit Suisse mit CSX bieten ihre Online-Konten sowohl in einer Version ohne Kontoführungsgebühr, als auch in einer kostenpflichtigen Premium-Version an. 

Nachhaltigkeit ist der Supertrend im Banking

Immer mehr Banken setzen auf den grünen Trend. Während es beinahe schon Standard ist, dass Anlagegelder nach Nachhaltigkeitskriterien angelegt werden – sehr beliebt bei Säule-3a-Angeboten – kündigte die Basellandschaftliche Kantonalbank vor kurzem mit Radicant eine neue, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Digitalbank an. Diese solle noch dieses Jahr mit ersten Informations-Dienstleistungen an den Start gehen.

Das Startup Neon gehört zu den ersten Schweizer Anbietern von rein digitalen, aufs Mobiltelefon ausgerichteten Bankkonten. Die Bankkonten werden dabei nicht selbst, sondern von der Hypothekarbank Lenzburg geführt. Gemäss den letzten verfügbaren Zahlen hat Neon rund 60’0000 Kunden. Wie ein Bericht der HZ zeigte, profitierten die Schweizer Digitalbanken insbesondere von den Lockdown-Situationen im vergangenen Jahr. Auch Anbieter wie Zak oder Yapeal konnten stark zulegen.

Michael Heim Handelszeitung
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