Mit Marco Franchetti wird ein Jurassier mit italienischen Wurzeln neuer Schweizerischer Bankenombudsman. Der Jurist löst den Basler Ökonomen Hanspeter Häni ab, der seit der Gründung vor 20 Jahren für die Ombudsstelle arbeitet, seit 1995 als Ombudsman.
Franchetti sagte vor Journalisten in Zürich, in der Ombudsstelle seien weiterhin auch Ökonomen und Bankspezialisten tätig. Es werde aber wohl mehr französisch gesprochen. Er wolle Prozesse beobachten und gegebenenfalls eingreifen. «Was funktioniert, muss man aber fortführen.»
Der Stiftungsrat hat sich aus den 50 Bewerbungen nach eingehenden Diskussionen schliesslich einstimmig für Franchetti entschieden, wie die Präsidentin Annemarie Huber-Hotz sagte. Entscheidend für die im letzten Dezember verkündete Wahl seien Franchettis beruflicher Leistungsausweis und seine überzeugende Persönlichkeit gewesen.
Banken spekulieren auf Scheu der Kunden
Beim letzten Auftritt vor seiner Pensionierung kritisierte Hanspeter Häni das Gebaren einiger Banken mit harschen Worten. Besonders bei höherem Streitwert nehme die Abwehrhaltung zu. Bei den Retrozessionen bleiben er und auch sein Nachfolger weniger markig.
In Streitfällen müsse der Bankenombudsman vermehrt «intensiv verhandeln und hartnäckig argumentieren», sagte Häni. Vermehrt spekulierten Banken darauf, dass der Kunde den Gang ans Gericht scheuen werde.
Für fünf Jahre gewählt
Franchetti war zunächst im Rechtsdienst einer Bank und dann als Leiter der Abteilung «Internationale Zusammenarbeit» jahrelang Repräsentant der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) respektive später der Finanzmarktaufsicht (Finma) in internationalen Gremien und zwischenstaatlichen Verhandlungen.
Dabei ging es auch um die «nicht gerade leichte Aufgabe», die Schweizer Amtshilfebestimmungen zu erläutern, sagte Huber-Hotz. Die frühere Bundeskanzlerin attestierte Franchetti gutes Verhandlungsgeschick, ein gesundes Mass an Kompromissfähigkeit und Führungserfahrung.
(tno/aho/sda)