Von Kwazulu-Natal in Südafrika nach St. Gallen: Das ist der ungewöhnliche Karriereweg von Rob Philipson (49). Seit Juni ist er CEO von Spar Schweiz, die sich seit April letzten Jahres im Mehrheitsbesitz von Spar Südafrika befindet. Philipson soll aus dem einstigen Familienbetrieb eine durchorganisierte Einzelhandelskette machen, profitabel und kapitalmarktfähig. «Spar Schweiz ist finanziell voll integriert», sagt er.

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Nun soll sich der Marktanteil der St. Galler von heute 2,2 Prozent in vier Jahren auf 4 Prozent knapp verdoppeln. Dabei setzt Philipson auf organisches Wachstum, etwa mit der Expansion von Spar und Spar Express in die Westschweiz und ins Tessin, sowie auf Kooperationen mit Tankstellen. Und Spar, als einziger Lebensmittelhändler der Schweiz über die Kapstädter Mutter börsennotiert, fokussiert sich auf das Convenience-Geschäft.

Dort herrscht zwar mit den Kleinformaten Migrolino, Migros Daily, Coop Pronto und weiteren harte Konkurrenz, aber die Margen sind mit 14 Prozent für Spar lukrativ. Philipson zielt denn auch auf die Mittel- und die obere Mittelschicht: «Der Anteil der Konsumenten mit tiefem Einkommen ist hier geringer als in Südafrika», sagt er.

Weniger Kosten durch optimierten Einkauf

Kosten sparen will er mit besserem Warengruppen-Management und optimiertem zentralem Einkauf. Bestehende Lieferketten wie jene in Italien werden gestrafft, neue aufgebaut. So soll in Spanien eine Handelsplattform entstehen. Mit dem global agierenden südafrikanischen Konzern Monteagle kooperiert Spar exklusiv.

Das bedeutet weniger Freiheiten für die Franchisenehmer, die 118 von 162 der Schweizer Spar-Märkte ausmachen und stärker zum Wachstum beitragen als die zentral geführten. Bisher agieren sie weitgehend unabhängig, manche verkaufen etwa Nespresso-Kapseln, die sie zuvor selbst in der Nespresso-Boutique eingekauft haben. «Der Produktemix ist nicht nur eine Frage des Angebots, sondern des Warengruppen-Managements», nennt Philipson die neue Leitlinie. Einen offiziellen Vertrag würde Nespresso freilich nicht unterzeichnen.

Kaffeekonzept aus Südafrika

Eine Neuerung kündigt er im Rahmen der Filialumbauten an: «Wir integrieren Bean Tree in unsere Shops.» Das Kaffeekonzept aus Südafrika reicht von Kaffee zur Selbstbedienung bis zu Restaurants. Die Eröffnung von Apotheken, einem Geschäftsbereich am Kap, ist hingegen kein Thema. Auch die elf TopCC-Grossmärkte sollen aufgewertet und erneuert werden. Die Investitionen, für 2017 mit insgesamt 23 Millionen Franken budgetiert, erfolgen über den Cashflow.

Handlungsbedarf ist gegeben, denn die Spar Handels AG erzielte von September bis April einen Umsatz von 373 Millionen Franken, zwölf Prozent weniger als im Halbjahr zuvor. Die schlechte Performance war mit ein Grund, warum Stefan Leuthold, Vetreter der früheren Besitzerfamilie, als CEO abgelöst wurde. Er bleibt aber Mitglied des Verwaltungsrates. Für die verbleibenden 25 Prozent hat die Familie eine Verkaufsoption ab 2021.

Der ungewöhnliche Karriereweg des Rob Philipson dürfte damit noch nicht zu Ende sein. Nun ist der Sprung der Spar Group Ltd. auch nach Sri Lanka vorgesehen. Dort soll Philipson Chairman werden.

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