Die britische Grossbank Barclays ist erneut ins Visier der US-Behörden geraten. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates New York, Eric Schneiderman, wirft dem Institut vor, Kunden über die Sicherheit im hauseigenen Handelsplatz in den USA getäuscht zu haben und reichte eine Betrugsklage ein. Um den ausserbörslichen Handel in ihrem sogenannten Dark Pool anzukurbeln, habe die Bank Hochfrequenzhändler angelockt und ihnen systematisch Vorteile gegenüber anderen Investoren eingeräumt.
Zugleich habe sie ihre Kunden nicht ausreichend darüber informiert, inwieweit Hochfrequenzhändler auf der alternativen Handelsplattform tätig sind, die mit ihrer Geschwindigkeit andere Anleger ausstechen wollen. Barclays habe seinen Dark Pool ausgeweitet, in dem die Bank ihren Kunden versichert habe, sie seien in sicheren Gewässern, erklärte Schneiderman. Der Dark Pool sei aber voll von Raubfischen gewesen und diese seien dorthin auf Einladung von Barclays gekommen.
In Dark Pools können unbemerkt Aktien gekauft werden
Barclays erklärte, die Bank nehme die Vorwürfe sehr ernst und kooperiere in dem Fall mit den Behörden. Die Integrität von Märkten gehöre zu den obersten Prioritäten des Instituts. 2012 hatte die Bank eine Zahlung von 450 Millionen Dollar im branchenweiten Skandal um die Manipulation des Interbanken-Zinssatzes Libor aufgebrummt bekommen.
In sogenannten Dark Pools sind Transparenz und Gebühren meist deutlich geringer. Käufer und Verkäufer müssen ihre Orders nicht publik machen, bevor sie sich auf ein Geschäft verständigt und es abgeschlossen haben. Genutzt werden Dark Pools besonders von institutionellen Investoren, die unbemerkt vom Rest der Welt grosse Aktienpakete kaufen oder verkaufen. Sie meiden traditionelle Börsen, weil sich dort mangels Liquidität oft nicht alle Aktien auf einen Schlag handeln lassen und andere Anleger ihre Orders sehen und sich dann positionieren können.
US-Staatsanwalt ermittelt gegen Hochfrequenzhandel
Schneiderman untersucht bereits seit etwa einem Jahr die Handelspraktiken an der Wall Street. Er hat sich unter anderem gegen die Praxis ausgesprochen, dass Börsenbetreiber den Computern von Hochfrequenzhändlern Platz direkt in ihren Rechenzentren einräumen, damit sie Daten schneller abgreifen können. Der Hochfrequenzhandel steht schon seit Jahren in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, Kursschwankungen zu beschleunigen und Marktmanipulationen zu erleichtern.
(reuters/moh)