Im Rahmen des am Freitag publizierten Jahresabschlusses wies die Raiffeisen-Gruppe ein Hypothekarwachstum von 4,0 Prozent aus. Gemäss Statistik der Schweizerischen Nationalbank stiegen die Kredite der Raiffeisenbanken jedoch um 4,35 Prozent an. Absolut betrachtet, macht die Differenz eine halbe Milliarde Franken aus. Was stimmt?

Der Grund für die Differenz liegt in der einstigen Bank Notenstein La Roche, die 2018 von Raiffeisen an die Bank Vontobel verkauft wurde. Das bestätigt Raiffeisen-Finanzchef Christian Poerschke gegenüber der «Handelszeitung». Notenstein hielt Hypothekarkredite von rund einer halben Milliarde Franken, die im Gruppenabschluss von Raiffeisen mit abgebildet worden waren.

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SNB bildet das reine Raiffeisen-Wachstum ab

Der Verkauf dieses Portfolios schmälerte das insgesamt ausgewiesene Hypothekarwachstum der Bank.  In der Nationalbank-Statistik wird dieser Effekt nicht abgebildet, weil Notenstein La Roche keine Raiffeisenbank war und daher nicht dieser Bankengruppe angerechnet wurde. Die SNB-Zahlen bilden somit das reine Wachstum im genossenschaftlichen Stammgeschäft ab.

Für 2019 kündigt Raiffeisen-CEO Heinz Huber einen etwas ruhigeren Gang an. Man strebe ein «Wachstum auf Marktniveau» an. Für 2018 lag dieses gemäss den Zahlen der Nationalbank bei 3,3 Prozent.

Raiffeisen für das Hypothekarwachstum nur zu rüffeln, wäre indes zu simpel, konstatiert HZ-Chefökonom Ralph Pöhner. Man müsse sich vielmehr mit dem Klumpenrisiko im Hypothekargeschäft arrangieren. 

Der Verkauf von Notenstein hatte nicht nur einen Einfluss auf das Hypothekarwachstum, sondern hinterliess auch Spuren beim Gewinn. Aufgrund der in den Büchern stehenden Bewertung der Privatbank sei beim Verkauf ein Buchgewinn von 68 Millionen Franken entstanden, sagte CEO Huber an der Medienkonferenz.

Abschreiber auf dem Vincenz-Erbe

Dem standen 2018 zahlreiche negative Einmaleffekte gegenüber. Die neue Bankleitung nutze den Abschluss für einen buchhalterischen Neuanfang und berichtigte zahlreiche umstrittene Bewertungen der Vorgänger Pierin Vincenz und Patrik Gisel. So schrieben sie allein auf den Private-Equity-Beteiligungen von KMU Capital 125 Millionen Franken ab.

Die Summe möge «vielleicht hoch» erscheinen, so Huber. Doch man habe ein realistisches Bild zeichnen wollen. Insgesamt seien mehrere Dutzend Beteiligungen betroffen. 

Huber und Lachappelle bilden seit Ende 2018 das neue Führungsgespann der Raiffeisengruppe. Sie lösten CEO Patrik Gisel und Interims-Präsident Pascal Gantenbein ab. Letzterer ist noch immer einfaches Mitglied des Verwaltungsrats. 

Michael Heim Handelszeitung
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