Er hat Erwartungen korrigiert, Hoffnungen begraben, Rückschläge eingesteckt, aber nie aufgegeben. Dass er nun für eine der Firmen, an denen er über seine Zürcher Beteiligungsgesellschaft New Venturetec beteiligt ist, den Durchbruch verkünden darf, freut Peter Friedli ungemein. Mitte Mai 2012 erhielt die US-Biotechfirma Osiris, an der Friedli mit 46,6 Prozent beteiligt ist, von der kanadischen Zulassungsbehörde grünes Licht für Prochymal. Das Mittel wirkt gegen die Graft versus Host Disease (GvHD), eine Komplikation, die bei Rückenmarktransplantationen im Kampf gegen Leukämie häufig auftritt: Der Körper des Empfängers stösst das verpflanzte Knochenmark ab, sein Immunsystem kollabiert. 80 Prozent der Kinder, bei denen GvHD diagnostiziert wird, sterben daran. Mit Prochymal scheint nun ein effektives Mittel gegen die GvHD bei Kindern gefunden zu sein. Zu diesem Schluss kam die kanadische Behörde nach dem Studium des 90 000 Seiten starken Antrags, den Osiris nach jahrelangen Tests – und diversen Rückschlägen – eingereicht hat.

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Die Zulassung von Prochymal ist ein Durchbruch. Für die Medizin, da das Mittel das weltweit erste Stammzellenpräparat ist, das für den Markt freigegeben wurde. Und für Peter Friedli, der 20 lange Jahre auf diesen Tag gewartet hat: Friedli war 1992 Co-Gründer von Osiris und seither nicht nur als Investor am Unternehmen beteiligt, sondern auch als Unternehmer und Visionär: «Als wir Osiris 1992 gründeten, steckte die Stammzellenforschung noch in ihren Anfängen», sagt Friedli, Chairman von Osiris. «Wir wussten, dass bis zu unserem Ziel, darauf basierend ganz neue Medikamente zu entwickeln, ein langer Weg vor uns lag.» Die Zulassung von Prochymal könnte Signalwirkung für die Zulassung in anderen Ländern haben. Kommt nun das grosse Geschäft? «Ob das auch der Durchbruch für das Unternehmen Osiris ist, muss sich zeigen», sagt Friedli, «aber jetzt können wir mit dem kommerziellen Vertrieb beginnen.»

Friedli war einer der Ersten, die ins Venture-Geschäft eingestiegen sind, und hat sich einen Namen gemacht als Investor, dem es um mehr geht als ums schnelle Geld. Er ist an 15 Unternehmen entweder aus der Bio- oder der Mobiltechnologie mit je zwischen 30 und 50 Prozent beteiligt. Er nennt sie «Lifetime Jobs». 

Iris Kuhn Spogat
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