Nach der verhängnisvollen Expansion nach Frankreich versucht es die Post-Tochter Postauto nun mit einem neuartigen Transport-Angebot. In der Region Brugg AG wird demnächst der Service «Kollibri» lanciert, wie eine Sprecherin auf Anfrage der «Handelszeitung» bestätigt. Noch befinde man sich in letzten Verhandlungen mit Partnern. Gestartet werde, sobald alle Verträge unterschrieben seien.
Kollibri erinnert an Sammeltaxis, wie man sie von Reisen im Ausland kennt. Minibusse sammeln Kunden ein, die in die gleiche Richtung reisen und verteilen sie möglichst effizient an ihre Zielorte. Die Busse werden von den Fahrgästen geteilt, weshalb in Südamerika auch von «Colectivos» gesprochen wird.
Mit dem App die Fahrt im Sammeltaxi buchen
Neu dabei ist der Ansatz: Wer mit Kollibri reisen möchte, braucht die dazu passende Handy-App. Diese funktioniert in etwa wie beim Fahrdienst Uber. Der Kunde definiert seinen Zielort und wo er abgeholt werden will. Anschliessend bezahlt er direkt aus der App mit seiner Kreditkarte.
Zu den Fahrtkosten macht Postauto offiziell keine Angaben. Eine Mitarbeiterin der bereits aktiven Kunden-Hotline spricht jedoch von einem Fahrpreis «zwischen dem einer Taxifahrt und eines ÖV-Tickets für eine vergleichbare Strecke».
Kollibri wird vorerst während eines Jahrs in Brugg getestet. Sechs Kleinbusse werden in einem 70 Quadratkilometer grossen Gebiet zwischen Birr, Birmenstorf, Villingen und Schinznach unterwegs sein. Ob der Dienst anschliessend landesweit ausgerollt werde, sagt die Postauto-Sprecherin nicht. Bisher gebe es keine Pläne über das Pilotprojekt hinaus.
Website und App sind bereits Online
Der Start dürfte kurz bevorstehen. Die Website von Kollibri ist aufgeschaltet, die dazu gehörende App kann bereits installiert und registriert werden. Als Partnerin wirkt Automobil-Importeurin Amag. Sie hat auch die Chauffeure für die Kollibri-Colectivos akquiriert.
Die App basiert offenbar auf dem finnischen Angebot Kyyti, welches bereits im März 2017 lanciert wurde. Bei Kyyti werden die Fahrtpreise dynamisch generiert, je nachdem, wie lange der Kunde warten oder wie schnell er am Ziel sein möchte. Auch der Kollibri-Kundendienst spricht von «dynamischer Preisbildung».
Postauto bewirbt sich derweil in Frankreich um neue Aufträge, wie die Handelszeitung unlängst berichtete. Im Frühling stellte sich heraus, dass die Schweizer Post-Tochter ihr Geschäft in Frankreich künstlich quer-subventioniert und damit den Wettbewerb verzerrt hatte.