Die Staatsbank Postfinance hat angekündigt, bis 2020 bis zu 500 Stellen abbauen zu wollen. Dutzende Angestellte des Staatbetriebs werden die Kündigung erhalten, denn die Postfinance geht davon aus, nur zwei Drittel über freiwillige Abgänge und Pensionierungen abbauen zu können. Der Rest wird entlassen.

Die Ankündigung ist Beleg dafür, dass die Strategie von Hansruedi Köng – intern stellt sich der Berner seinen Angestellten gerne als Housi vor – bisher nicht aufgegangen ist. Seine Vision ist das «Digital Powerhouse». Die Postfinance solle die führende digitale Bank der Schweiz werden, diktierte er der «Handelszeitung» unlängst aufs Band. Doch davon ist nichts zu spüren. Aus Hansruedi Köng ist kein Digital Powerhousi geworden.

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Auslöser des Abbaus scheint denn auch nicht zu sein, dass ein neues Geschäftsmodell weniger Menschen benötigt, sondern dass die Postfinance im Bilanzgeschäft mit Spargeldern zunehmend kein Geld mehr verdient. Die Mitarbeiter werden entlassen, «um der Margenerosion entgegenzuwirken», schreibt die Postfinance selber.

Immer noch das Postcheque-Amt

Die Postfinance hat es unter Köng nicht geschafft, mit ihren zwei Millionen Kunden neues Geschäft zu generieren – und schon gar kein digitales. Sie ist für viele Schweizer noch immer das Postcheque-Amt, bei dem man seine Rechnungen zahlt. Die verwalteten Vermögen in Anlagefonds oder Aktien sind gemessen an Bilanz und Kundenzahl nahezu inexistent. Mehr als hundert Milliarden Franken liegen ertragsfrei auf Sparkonten herum.

Auch sonst ist bei der Postfinance nicht viel von digitaler Avant Garde zu spüren. Das einst von der Post (ausserhalb von Postfinance) lancierte Handy-Zahlungsmittel Twint wird heute von der SIX Group gemanagt. Eigene Innovationen scheint die Post-Tochter derzeit nicht lancieren zu wollen.

Am Markt fallen andere Banken mit Ideen auf. Etwa die UBS, die derzeit damit wirbt, wie Kunden selber steuern können, in welchen Ländern ihre Finanztools funktionieren sollen. Oder die Bank Cler mit ihrem Online-Only-Konto «Zak». Oder die Kreditkartenfirma Cornèrcard, die sich als Spezialist für Handy-Payment positioniert.

Der Wandel wirkt kopflos

Natürlich muss die Postfinance auf ihre Kosten schauen. Natürlich hinterlässt auch bei ihr die Digitalisierung Spuren im Personalbedarf. Wenn Mitarbeiter aufgrund des Wandels jedoch entlassen werden müssen, weil man sie offenbar nicht in anderen Funktionen einzusetzen weiss, spricht das nicht für das Management dieses Wandels. Es wirkt irgendwie kopflos.

Dreihundert Millionen Franken bezahlt die Postfinance noch immer jedes Jahr an ihre Konzernschwester für die Nutzung der Postschalter. Unter anderem, weil es immer noch Schweizer gibt, die jeden Monat mit Bargeld zur Post spazieren und dort spesenfrei ihre Rechnungen bezahlen. Könnte nur ein Drittel dieser anachronistischen Postbesuche digitalisiert werden, wäre wohl mehr Geld eingespart als mit 500 gestrichenen Stellen im eigenen Haus.

Häppchen-Kommunikation

Dazu passt auch, wie der Abbau der 500 Stellen angekündigt wurde. Offenbar wurden Mitarbeiter und Gewerkschaften heute von der Medienmitteilung überrascht. Man sei nicht informiert, geschweige denn konsultiert worden, sagt ein Sprecher der Gewerkschaft Syndicom.

Zwar seien die Mitarbeiter «vorab» in einer Mail über den Stellenabbau informiert worden, sagt ein Postfinance-Sprecher. In welchen Abteilungen konkret Stellen gestrichen werden, erfahren sie jedoch erst morgen Mittwoch. Am Donnerstag steht dann Postfinance-Chef Köng der Presse für Fragen zur Verfügung. In einer digitalisierten Welt, in der sich Nachrichten in Sekundenschnelle verbreiten, wirkt ein solches Vorgehen wie aus dem analogen Mittelalter.