UPC-Chef Eric Tveter legt seine Pläne, die Radio-Verbreitung im Kabelnetz zu digitalisieren, vorerst auf Eis. Auch die damit verbundene Abschaltung des analogen UKW-Empfangs sei derzeit kein Thema, sagt Sprecher Bernard Strapp auf Anfrage der «Handelszeitung».

In Luzern fand seit vergangenem November ein Pilottest zur geplanten Umstellung statt. Im Kabelnetz der rund tausend Haushalte wurde der analoge UKW-Empfang durch ein digitales DAB+-Angebot ersetzt. Wer weiterhin Radio hören wollte, brauchte einen digitalen Empfänger.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Komplette» Digitalisierung ist vorerst kein Thema mehr

Strapp bezeichnet den nun abgeschlossenen Pilottest als «einmalig» angelegte Sache. Im Vorfeld hatte das allerdings noch etwas anders getönt. Damals teilte UPC den Mitarbeitern intern mit, man teste die Digitalisierung «in verschiedenen Regionen». Zu einem späteren Zeitpunkt werde das Kabelradio dann «komplett» digitalisiert. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede.

Nachfrage nach Radios war «sehr bescheiden»

Grund für das Umdenken der UPC-Führung dürften die Reaktionen in Luzern gewesen sein. Zwar bezeichnet Firmensprecher Strapp die Rückmeldungen der Kunden als «durchwegs positiv». Intern teilte UPC aber vor kurzem mit, die Nachfrage nach den passenden DAB-Radios sei «sehr bescheiden» ausgefallen.

Das bedeutet faktisch, dass in Luzern während des Tests niemand mehr Radio hörte. Andere als die von UPC vertriebenen Empfänger waren mit den getesteten Frequenzen nämlich gar nicht kompatibel, was die Stiftung für Konsumentenschutz damals zur Bezeichnung «Set-Top-Box mit Lautsprecher» verleitete.

Tveters neue Einsicht: Das Digital-Moratorium soll nun zumindest so lange gelten, bis es am Markt auch passende Radios für den DAB+-Standard fürs Kabel gibt. Definitiv auf UKW verzichten müssen aber offenbar die Testkunden in Luzern. «UKW wurde bei den oben erwähnten Haushalten nicht wieder aufgeschaltet», sagt Strapp.

Platz benötigt für Internet Traffic

Mit der Digitalisierung wollte der Kabelnetzbetreiber Kapazitäten im Netz freisetzen, da die Digitale Verbreitung weniger Platz im Frequenzspektrum benötigt als die analoge.

Strapp dementiert aber Aussagen von Netzwerktechnikern, wonach die heute von UKW belegten Frequenzen benötigt würde, um im Rahmen der Umstellung auf den Kabelnetz-Standard Docsis 3.1 höhere Internet-Übertragungsraten zu ermöglichen. «Es besteht kein technischer Zusammenhang zwischen DOCSIS und Radio.»

Michael Heim Handelszeitung
Michael HeimMehr erfahren