Die Raiffeisen-Gruppe tritt aus der Schweizerischen Bankiervereinigung aus. Die drittgrösste Bankengruppe im Land verlässt den Branchenverband per Ende März 2021.

Die Bankenbranche und die Interessen der verschiedenen Akteure auf dem Schweizer Finanzplatz hätten sich in den vergangenen Jahren stark verändert, schreibt das Raiffeisen-Management zur Begründung. Künftig wolle man die Interessen eigenständig vertreten.

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Konkreter: «Raiffeisen stärkt damit das Engagement für die Interessen ihrer Schweizer Privat- und KMU-Kunden und äussert sich künftig eigenständig zu gesetzgeberischen und aufsichtsrechtlichen Themen.»

Damit scheint schon auf, dass die Inland-Banken-Interessen offenbar ausserhalb der Bankiervereinigung stärker Gehör finden sollen. Ganz überraschend ist der Bruch nicht: Dass die Gross- und Privatbanken einerseits, die Regional-, Raiffeisen- und Kantonalbanken andererseits auseinanderdriften – dies war bekannt. Auch dass Letztere zunehmend aktiv um eine stärkere Position im Dachverband gerungen hatten.

 «Die SBVg bedauert diesen Entscheid ausdrücklich.»

Jörg Gasser, CEO Bankiervereinigung

Im Hintergrund steht, dass die Inlandbanken in den letzten Jahren zunehmend eine stärkere Position gewannen – etwa durch das stetig wachsende Hypothekargeschäft –, während die «Paradeplatz-Banken» stärker unter Druck waren, sowohl politisch als auch in ihrer Rolle auf dem Finanzmarkt. Auf der anderen Seite behielten die Privat- und Grossbanken die Führung in der Bankiervereinigung. Greifbar wurde dies beispielsweise an der Verbandsspitze mit Herbert Scheidt (Vontobel) als Präsident sowie Urs Rohner (Credit Suisse) und Axel Weber (UBS) als Vizepräsidenten.

Schwächeln am Paradeplatz

Vertreter der Regionalbanken hatten denn auch beispielsweise im Februar in der «NZZ am Sonntag» mehr Mitsprache gefordert und mit der Abspaltung gedroht. «Wir brauchen endlich Nägel mit Köpfen», so ein Inlandbanken-Vertreter damals. «Konkret erwarten wir, dass die Macht bis zum nächsten Bankiertag gerechter aufgeteilt wird.» Als weiteres Argument wurde angeführt, dass die Gross- und Privatbanken-Manager unter Politikern viel Goodwill einbüssten – während die Regionalbanken ihr Standing im Bundeshaus eher ausbauen konnten. 

«Die Zeiten, als der Paradeplatz in Bern den Tarif durchgeben konnte, sind vorbei», so ein Vertreter der Inlandbanken in der «NZZ am Sonntag».

Die Bankiervereinigung äussert Bedauern über den Entscheid von Raiffeisen: «Die SBVg bedauert diesen Entscheid ausdrücklich», sagt CEO Jörg Gasser: «Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam für unseren Finanzplatz mehr erreichen können. Wir halten deshalb die Türen für Raiffeisen weiterhin offen.»

(gku — rap)