Der Deutsche Mathias Ortmann (40) gilt als Computercrack und ist seit Jahren einer der engsten Vertrauten vom Kim Schmitz, dem Gründer von Megaupload.com.

Gestern Abend wurde bekannt, dass Megaupload.com von den Justizbehörden geschlossen wurde. Der zentrale Vorwurf: Massenhafte Verbreitung von illegal zugänglich gemachten Inhalten (Software, Musikdateien), 500 Millionen Dollar Schaden, 175 Millionen Dollar Profit.

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Sprösslinge aus bestem Hause

Dabei nahmen die Behörden mehrere Personen fest - darunter Kim Schmitz und engste Vertraute, die seit Jahren zu ihm halten, ihn zum Teil seit seiner Jugendzeit kennen. Das Nachrichtenportal Torrentfreaks.com veröffentlichte die Liste der Beschuldigten. Darunter befinden sich die Deutschen Finn Batato (38), Sven Echternach (39) und Mathias Ortmann.

Einige der Beschuldigten kommen aus bestem Hause. So ist einer der Sohn eines Ex-CDU-Landesvorsitzenden, der Vater einer anderen Person arbeitet seit Jahren in leitender Stellung für das renommierte Goethe Institut.

Vater des Amiga-Emulators «UAE»

Mathias «Scuz» Ortmann erschuf sich in seinen Jugendjahren in der deutschen Hackerszene einigen Respekt - ganz im Gegensatz zu seinem Kumpel Kim Schmitz, der in der Szene eher belächelt wurde, obwohl ihn etliche Massenmedien als Oberhacker feierten.

Ortmann war es etwa, der einen Software-Emulator «UAE» des in den 80er-Jahren äusserst beliebten Heimcomputers «Amiga» auf die Windows-Plattform portierte. Seine Affinität zu Computern bestand schon früh. Es war darum nur folgerichtig, dass er am Institut für Informatik an der Technischen Universität München studierte.

Ingolstädter Adressbuch-Mafia

Mathias Ortmanns Informatikwissen war auch anderen Personen aufgefallen. Er administrierte technische Belange der Zuger Intelligent Media AG und registrierte in Italien Webseiten für diese Gruppe und reservierte sich etwa Domains wie «Crackz.it» - das ist Geek-Slang für kleine Programme, die kostenpflichtige Software «gratis» freischalten. Auch für ein geplantes Online-Branchenbuch «Edizioni Online» registrierte Ortmann Domains - und dazu gründete er in Bozen (Bolzano) im Südtirol gleich noch die Firma «Edizioni Online SRL».

Für die Zuger Adressbuchschwindel-Firma Intelligent Media sass er im Verwaltungsrat. Adressbuchschwindel ist ein Millionengeschäft, mit dem jährlich tausende Firmen mit horrenden Beträgen, versteckt im Kleingedruckten der «Verträge», aufs Kreuz gelegt werden.

Darauf hatte sich auch diese Gruppe aus dem Raum München und Ingolstadt mit der Intelligent Media spezialisiert. Das Schwindelgeschäft wurde europaweit betrieben, in Frankreich setzte es für einen der Bauernfänger eine rechtskräftige Strafe ab. Doch die Fischzüge in Europa waren nicht genug: Das Umfeld der Adressbuchgauner gründete auch in Australien einen Ableger - die Akten liegen «Handelszeitung Online» vor.

Lukrative SMS-Abzocke

Auch mit teuren SMS-Nachrichten zockte die Gruppe der Intelligent Media in den frühen 2000er-Jahren ab. Ein Fall in Finnland zeigte, wie lukrativ die SMS-Masche war: In wenigen Tagen wurden mit verfänglichen Liebesbotschaften per SMS hunderttausende Franken generiert. Die Masche sorgte landesweit für Aufsehen und wurde ein Fall für Interpol Finnland. Für den Hauptverantwortlichen E. S. aus Ingolstadt setzte es eine bedingte Gefängnisstrafe ab. Die entsprechenden Dokumente liegen «Handelszeitung Online» vor.

 

SMS-Spammer E. von der Intelligent Media war auch an einem weiteren Geschäftsmodell von Kim Schmitz beteiligt, wie eine Informationsperson gegenüber «Handelszeitung Online» bestätigte. Mit «Künstlicher Intelligenz» (AI, Artificial Intelligence), also nur durch Softwareprogramme, sollten Kunden mit dem Produkt «Trendax» garantierte Börsengewinne erzielen.

Der ebenfalls beschuldigte Slowake Julius Bencko, der bisher nicht gefasst wurde, arbeitete auch im Umfeld der Intelligent Media. Bencko ist Teilhaber an Megaupload.com und erledigte dort unter anderem graphische Arbeiten.