Die Marke Revue Thommen wird meistens mit Taschenhöhenmessern für Bergsteiger assoziiert oder mit Uhren sowie Werkzeugmaschinen. Tatsächlich liegt das heutige Kerngeschäft zu 85% in der Luftfahrtbranche. 2005 hat die Geschäftsführung im Rahmen eines Management Buyout die Aktienmehrheit an der traditionsreichen Firma erworben und das Geschäft neu ausgerichtet.

Vielseitig und präzise

Der verschachtelte Fabrikkomplex der Revue Thommen AG liegt zuhinterst im Waldenburger Tal im Baselbiet. Im 19. Jahrhundert gründete die Gemeinde Waldenburg eine Uhrenfabrik, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Abwanderung von Ansässigen aufzuhalten. Die 1853 gegründete «Société d'horlogerie» war bald verschuldet und wurde von Gédéon Thommen erworben. Seit 1905 heisst der Betrieb Revue Thommen AG.

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Bis 1936 stellte Revue Thommen AG ausschliesslich Uhren her. 1947 kamen Taschenhöhenmesser, Werkzeugmaschinen sowie Bordinstrumente für die Aviatik hinzu. Die Vielseitigkeit der Multispartenfirma war Vor- und Nachteil zugleich. «Der Betrieb hatte zu viele kleine Geschäftsfelder in zu unterschiedlichen Märkten. Diese Tatsache, kombiniert mit einer schwierigen Aktionärsstruktur verhinderte das Wachstum», erklärt Marketingleiter Rudolf Iten.

Er ist eines der sechs Geschäftsleitungsmitglieder, die nach turbulenten Übernahmeverhandlungen mit den ehemaligen Familienaktionären im April 2005 das Zepter übernommen haben. «Wir sind jetzt handlungsfähig», stellt Finanzdirektor Jean-Pierre Bregnard fest. Das Hauptprojekt liegt in der Marktausrichtung in den USA und im Aufbau einer lokalen Präsenz.

In Dallas im Bundesstaat Texas eröffnete Revue Thommen Anfang dieses Jahres ein eigenes Verkaufsbüro. Trotz schwachem Dollar rechnet Marketingleiter Iten mit guten Zeiten: «Die US-Konzerne, die ebenfalls im Markt sind, erwirtschaften Milliardenumsätze. Sie haben unsere Marktnische aber nicht im Fokus. Unsere Fähigkeit zur kundenspezifischen Fertigung macht uns zum interessanten Komplementäranbieter für Systemintegratoren.»

Beispielsweise für Air Data Computer, die in Modernisierungsprogrammen für ältere Generationen von Geschäftsflugzeugen und Helikoptern gebraucht werden. Oder mechanische Stand-by-Instrumente, die in neuen Flugzeugprogrammen mit elektronischen Displays oft noch nicht vorgeschrieben sind. Die Hälfte der Produktion geht gemäss Rudolf Iten an den Bereich Geschäftsflugzeuge, 40% gehen an Helikopter, der Rest an Trainer und Transportflugzeuge. In der Schweiz fliegt beispielsweise die Rega mit Instrumenten von Revue Thommen. Auch die vom Bund kürzlich bewilligten Armeehelikopter werden damit ausge-rüstet.

Den Standort Waldenburg will die Geschäftsleitung auf jeden Fall beibehalten. Die Firma baut auf den Erfahrungsschatz der langjährigen Mitarbeiter. Schritt um Schritt soll jetzt die Produktion ausgebaut und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. «Eine Schweizer Firma zu sein kann aufgrund des Images der Schweizer Uhren auch Wettbewerbsvorteile bringen», sagt Jean-Pierre Bregnard. «Die Analogie Schweiz und Uhr und Präzision funktioniert auch bei softwaregesteuerten Produkten der Messtechnik voll und ganz», bestätigt Rudolf Iten. «Sie erweckt aber auch hohe Erwartungen, die wir erfüllen müssen.»

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Firmenprofil: Revue Thommen AG

Gründung: 1853 als «Société d'horlogerie», ab 1905 Revue Thommen

Besitzer und Führung: Geschäftsleitung, VR-Präsident ist Jean-Pierre Bregnard

Umsatz: 20 Mio Fr.

Beschäftigte: 101

Produkte: Bordinstrumente für Luftfahrt und Druckmessinstrumente

Kunden: Aviatik und Industrie

Internet: www.thommen.aero