Trotz des jüngsten Rückschlags nimmt Roche die Forschung gegen Alzheimer wieder auf. Das meldet die Pharmafirma heute anlässlich der internationalen Alzheimer-Konferenz in Washington.

Zum einen gibt sie grünes Licht für eine neue Phase-III Forschungsstudie mit Patienten im frühen Stadium von Alzheimer. Getestet wird der Antikörper Crenezumab der Lausanner Pharmafirma AC Immune.

Roche hatte die Lizenz an Crenezumab 2006 erworben. Der Antikörper sorgt für den Abbau eines bestimmten Proteins im Hirn, das durch seine Ablagerung die Nervenzellen zerstört und damit die Krankheit mitverantwortet. Die Rekrutierung für die neue Studie soll Anfang 2016 starten, wie Roche auf Anfrage bekannt gab.

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Die Dosierung wird justiert

Zum anderen legt Roche auf der Konferenz in Washington eine Analyse zur Phase-III-Studie Scarlet Road vor. Diese zeige, dass der Inhouse-Antikörper Gantenerumab bei einer Untergruppe von Patienten im Vorstadium von Alzheimer gut ansprachen.

Dennoch sei wohl künftig eine noch höhere Dosierung als bisher notwendig, so Roche. Eine Einsicht, die auch andere Firmen teilen, die am gleichen Ansatz gegen Alzheimer forschen.  

Rückschlag im Dezember

Viele von ihnen mussten bereits einige Rückschläge hinnehmen und Studien wegen zu hohen Nebenwirkungen abbrechen. Allen voran Eli Lilly und Johnson & Johnson.

Und erst im vergangenen Dezember musste auch Roche bekannt geben, dass sie die zweite laufende Phase-III-Studie mit Gantenerumab (Scarlet Road) aufgeben. Grund dafür war die schwindende Wahrscheinlichkeit, dass die primären Endpunkte der Studie erreicht werden können.

Grund zur Hoffnung

Nach Jahren der Enttäuschung in der Forschung gegen Alzheimer zeigen nun aber die jüngsten Daten, die Firmen wie Eli Lilly oder Biogen heute in Washington präsentierten, dass wieder Hoffnung besteht, wenn auch noch in sehr bescheidenem Masse.

Hoffnung, an der sich aber viele Spezialisten halten. Denn bisher ist Alzheimer immer noch weitgehend eine Blackbox für die Forschung. Dabei ist der Ansatz, Wirkstoffe zum Abbau eines bestimmten Proteins im Hirn zu entwickeln, am weitesten erforscht.  

Der Crux sind die Wirkstoffe

Doch das Grundproblem für das Ausbleiben grösserer Erfolge dieses Behandlungsansatzes sind die Wirkstoffe. Sie konnten bislang meist nur niedrig dosiert werden, da sie starke Nebenwirkungen wie Entzündungen oder Ödeme im Hirn hervorgerufen haben.

Deshalb wird sich wohl jeder weitere Erfolg bei Roche darüber entscheiden, ob der Antikörper Gantenerumab künftig höher dosiert werden kann.

Es fehlen Studiendaten

Der zweite Wirkstoff gegen Alzheimer im Roche-Portfolio ist da im Vorteil: Der Antikörper Crenezumab von AC Immune hat bereits mit einer weit höheren Dosierung eine gute Toleranz bei den Patienten gezeigt, konnte leider aber bislang keine signifikanten Studiendaten liefern.

Der Antikörper war nur bei einem Teil der Patienten wirksam. Beide Antikörper bauen das fürs Hirn toxische Protein Amyloid-Beta ab, das bei Alzheimer vermehrt produziert wird, die Nervenzellen abtötet und damit die Krankheit mitverursacht. 

Erfolg ist ungewiss

Es wird sich zeigen, ob und wie die neuen Anstrengungen von Roche Früchte tragen werden – denn auch die Konkurrenz ist nach den letzten Rückschlägen über die Bücher gegangen und zeigt mit den neusten Daten in Washington, dass sie soweit ihre Hausaufgaben ebenfalls gemacht haben.

Hinzu kommt das Problem starker Nebenwirkungen, das sich gerade bei der dringend benötigten höheren Dosierung wohl weiterhin stellen wird.