Die russische Polizei ermittelt in mindestens zwei Strafverfahren gegen ehemalige Angestellte des Basler Pharmakonzerns Roche. Sie sollen russische Ärzte bestochen und Medikamente auf dem Schwarzmarkt verkauft haben. «Roche Russland wurde mit einer offiziellen polizeilichen Mitteilung über eine laufende Untersuchung zu möglicherweise betrügerischen Aktivitäten ehemaliger Mitarbeiter informiert», sagt Konzernsprecherin Ulrike Engels zur «Handelszeitung». «Roche arbeitet mit den Behörden zusammen», heisst es weiter.  

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Laut russischen Medienberichten stehen vier ehemalige Angestellte im Zentrum der Untersuchung. Sie standen bis 2014 im Sold von Roche. Ihre Apartments sind durchsucht worden. Offenbar kam es Anfang Jahr auch zu Razzien in den Moskauer Büros von Roche. Darauf angesprochen, sagt Konzernsprecherin Engels: «Alle Mitarbeitenden und alle, die im Namen von Roche tätig werden, sind zur Einhaltung des Verhaltenskodex der Roche-Gruppe verpflichtet, unabhängig davon, wo und in welchem Tätigkeitsbereich sie arbeiten.»  

Unterlagen beschlagnahmt

Bei den Hausdurchsuchungen haben die Behörden offenbar belastendes Material beschlagnahmt. Die russische Mediengruppe RBC berichtet unter Berufung auf geheime Polizeiunterlagen, dass die Behörden insbesondere an Unterlagen zu Vorlesungen, Präsentationen und Konferenzen interessiert waren sowie an Listen zu den Personen, die an diesen Veranstaltungen teilgenommen haben. Bei einem ehemaligen Angestellten hat die Polizei offenbar auch einen USB-Stick beschlagnahmt. Darauf soll unter anderem eine Liste von Ärzten sein, die Bonuszahlungen von Roche für die Abgabe von Medikamenten erhalten haben sollen.      

Es ist nicht das erste Mal, dass Roche mit Korruptionsvorwürfen in Russland konfrontiert ist. Der russische Rivale Biotech streitet sich mit den Baslern seit 2016 vor einem New Yorker Gericht. Die Firma wirft Roche vor, in Russland mit Dumpingpreisen und Bestechung zu geschäften. Sie sieht sich als geschädigte Partei und prozessiert deshalb in den USA.

Sieg in erster Instanz

Biocad schreibt in seiner Klageschrift, russische Ärzte sollen umgerechnet 10 US-Dollar erhalten haben, wenn ein Roche-Medikament verschrieben wurde. Roche-Mitarbeiter hätten jeweils Ende Monat die leeren Medikamentenverpackungen bei den Medizinern eingesammelt, den Betrag aufgerechnet und direkt an die Ärzte überwiesen.  

Biocad hat den Rechtsstreit in erster Instanz verloren. Die Russen haben das Urteil aber angefochten und Anfang Februar ein zweitinstanzliches Verfahren vor dem Appellationsgericht im zweiten Distrikt von New York angestrebt. Roche hat nun bis Mitte Mai Zeit, um erneut vor Gericht Stellung zu nehmen zu den Vorwürfen. Gegenüber der Handelszeitung sagt Konzernsprecherin Engels: «Anhängige Rechtstreitigkeiten kommentieren wir nicht.»