Indoor-Pisten, Wellenbad, Shoppingcenter: Der Skiort Tignes plant, eine Skihalle inklusive breitem Entertainment-Angebot zu bauen. Der Grund: Dem französischen Alpenrefugium schmilzt der Gletscher weg, die Schneetage werden weniger. Neue Lösungen für die Gäste müssen also her: Ziel ist, den Kunden zu ermöglichen, 365 Tage im Jahr Schneesport zu betreiben.

Schweizer Skigebiete indes halten von der Skihallen-Idee nicht viel. «Das würde nicht unserer Philosophie des Naturerlebnisses und der Nachhaltigkeit entsprechen», sagt etwa Edith Zweifel, Sprecherin für das Skigebiet Zermatt. Man setze deshalb eher auf die Stärkung des Sommertourismus und verlängere so die Sommersaison.

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Wandern, Gleitschirmfliegen, Fatbikes

Bis 2018 will Zermatt ordentlich in die Infrastruktur und das touristische Angebot investieren. Wander- und Velowege sowie die Erlebniswelt «Matterhorn Glacier Paradise» sollen ausgebaut werden. Auch die Anbindung zu Stellarium und Observatorium auf dem Gornergrat wird verbessert. Als höchstgelegenes Skigebiet der Schweiz mit Teilen der Pisten auf dem Gletscher können Gäste heute zwar noch 365 Tage im Jahr Ski fahren.

Doch immer mehr Experten warnen vor den Auswirkungen des Klimawandels: Die Schneesaison beginnt in den Schweizer Alpen inzwischen bereits 12 Tage später als noch im Jahr 1970 und endet 25 Tage früher. Die gemessenen Schneemengen haben Forschern zufolge um 25 Prozent abgenommen.

Andere Schweizer Ski-Gebiete setzen neben dem Kerngeschäft ebenfalls verstärkt auf Alternativen: Der Walliser Ort Verbier baut seine Downhill-, Rennrad- und Enduro-Wege aus. Die Aletsch Arena mit den Ortschaften Riederalp und Bettmeralp bieten Fatbiking – also Touren mit Velos mit extrem dicken Reifen –, Winterwanderungen und Gleitschirmfliegen an.

Recycelter Schnee

In Davos eröffnet im Dezember zwar keine Indoor-Skihalle – aber eine riesige Indoor-Eis-Erlebnislandschaft. Der «Eistraum Davos» bietet neben Schlittschuh-Bahnen eine Eisdisko und Eishockey-Felder. Nebenher setzt das Skigebiet Davos/Klosters auf sogenanntes Snowfarming: Im Frühling werden Schneehaufen mit Sägespänen zugedeckt und im Herbst für die Präparierung einer Langlaufloipe recycelt. Die Infrastruktur für das Snowfarming wurde im vergangenen Winter noch einmal ausgebaut. So konnte in diesem Jahr bereits die dreifache Menge Schnee übersommert werden.

Viele der Skigebiete tüfteln gleichzeitig an Nachhaltigkeitsstrategien, die den Klimawandel zumindest nicht noch zusätzlich beschleunigen sollen. Laax hat sich zum Ziel gesetzt, das erste selbstversorgende Winterresort der Welt zu werden. Dazu will der Ort möglichst viel Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Gewisse Restaurants bieten ab diesem Winter Klimamenüs an, also Speisen, die in Herstellung und Transport möglichst wenig CO2 produziert haben. Um die Elektromobilität zu unterstützen, sollen in Parkhäusern vermehrt Elektroauto-Ladestationen installiert werden.

Kein Thema in St. Moritz

Einige Gebiete sehen keine Notwendigkeit, auf den Klimawandel zu reagieren. Dazu gehört auch die Oberengadiner Ortschaft St. Moritz. Das Skigebiet sei dank der Höhenlage gut mit Schnee versorgt. Schneesicherheit gebe es vor allem ab einer Höhe von 1800 Metern, sagt Stéphanie Elmer von der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz.

Ähnlich sieht es in Saas-Fee aus: Wegen der Gletscher und der Höhe des Gebiets müsse man sich aktuell keine Alternativen überlegen, heisst es. Saas-Fee in diesem Jahr gar zum schneesichersten Skidestination in Europa gewählt. Ob das reicht, um langfristig dem Klimawandel entgegenzutreten, bleibt dahingestellt.

Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren