Der «Rooftop Day» ist in Schweizer Städten zum Grossanlass geworden: Hausbesitzer laden die Öffentlichkeit einmal im Jahr auf ihre Dachterrasse ein – in Zürich heuer am 07. Juli. Auf Dutzenden von Gebäuden finden Partys statt. Der beliebte Event steht für einen Trend. Schweizer Dächer und Fassaden werden immer mehr genutzt – um Gäste zu bewirten, Pflanzen anzubauen, Strom zu erzeugen oder Werbung zu machen.

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Für Hausbesitzer kann es sich auszahlen, Dach und Fassade zu bewirtschaften. Die Immobilienexperten von Wüest Partner haben das wirtschaftliche Potenzial analysiert. Grob geschätzt bis zu 8 Milliarden Franken zusätzlich könnten Vermieter laut Wüest Partner pro Jahr einnehmen.

Für diese Rechnung schauten die Experten lediglich vier Möglichkeiten an, wie sich Gebäudehüllen nutzen lassen: Für die Energieerzeugung, das «Urban Gardening», die Werbung und die Gastronomie. Sie schätzten die Fläche sämtlicher Gebäude und Fassaden. Dann wägten sie ab, wie viel sich von dieser Fläche von etwa der Grösse des Kantons Aargau für einer der vier Zwecke eignet.

 

Viele Dächer eignen sich für die Stromproduktion

Das grösste Potenzial bietet sich bei der Energiegewinnung. Fast 58 Prozent der Gebäude hätten dafür geeignete Dächer und Fassaden, schätzt Wüest Partner. Insgesamt 1,9 Millionen Immobilien könnten mit Sonnenkollektoren oder Photovoltaikanlagen bestückt werden – um das eigene Gebäude zu heizen oder Energie fürs Stromnetz zu erzeugen. Damit liesse sich laut den Experten drei Viertel der gesamten jährlichen Schweizer Stromproduktion decken, rund 44'000 Gigawattstunden Strom könnten die Anlagen liefern.

Die Mehrheit der Schweizer Gebäude kommt für die Energieproduktion in Frage. Deutlich schwieriger ist es, auf Dächern zu gärtnern oder gar Landwirtschaft zu betreiben. «Urban Farming» könnte man auf rund 1 Prozent der Gebäude und 9 Prozent der Dachfläche machen. Voraussetzungen sind beispielsweise eine genügend grosse Fläche, ausreichend Sonnenstrahlen und ein tragfähiges Dach. Pioniere machen bereits vor, was sich auf Dächern alles anbauen und züchten lässt. In luftigen Höhen werden Bienen gehalten, Garten gepflegt oder mit professionellen Methoden Landwirtschaftsprodukte hergestellt.

Urban_Gardening

Pflanzenanbau über den Dächern: Auf immer mehr Schweizer Gebäuden wird «Urban Gardening» betrieben.

Quelle: Keystone

Es braucht den Segen der Behörden

Viel Potenzial gibt es auch in der Werbung. 29'000 Gebäudedächer liessen sich für Werbezwecke verwenden, zusätzlich könnte auf rund einem Prozent aller Fassadenfläche Werbung prangen. Besonders in Schweizer Städten könnten Dächer und Fassaden vermarktet werden. Dafür geeignet sind allerdings nur Gebäude an einer guten Lage – zudem ist immer auch das Einverständnis der Behörden nötig.

Ohne Einwilligung der Behörden scheitert auch die vierte Nutzungsart, die Wüest & Partner analysiert hat: Die Gastronomie. Wer Gäste auf seinem Gebäude bewirten will, braucht zudem einen guten Zugang zum Dach, eine attraktive Aussicht und Nachbarn, die Lärm vertragen. Rund drei Prozent der Dachfläche und 30'000 Gebäudedächer kommen für Restaurationsprojekte in Frage.

Keine hohe Rendite möglich

Das schnelle Geld lässt sich auf den Hausdächern nicht machen. Auf eine hohe Rendite dürfen Vermieter aus Sicht von Wüest Partner nur bei der Werbung hoffen: Bis zu 8000 Franken monatlich kostet beispielsweise eine Leuchtreklame an bester Lage in Zürich oder Genf. Wesentlich tiefer sind die Ertragsmöglichkeiten beim «Urban Farming», der Gastronomie und insbesondere bei der Energieerzeugung.

Für Vermieter kann es sich trotz kleiner Renditeaussichten lohnen, das Dach zu nutzen. Mit solchen Projekten lasse sich die Immobilie aufwerten und die Mietersuche vereinfachen, sagen die Immobilienexperten. Auch die Schweiz als Ganzes könnte profitieren, wenn Dächer häufiger Verwendung finden. Die Studienautoren sehen ihren Vorschlag als Weg, um Städte zu verdichten und Kulturland zu schonen.