Seit 1895 ist die Tonhalle-Gesellschaft Zürich ein Verein. Das ändert sich nun. Am 10. März werden die Mitglieder an der Vereinsversammlung die neue Rechtsform formal absegnen. Wenig später erhalten die ersten Besitzer ihre Zeichnungsscheine.

Die Änderung hängt mit dem Intermezzo in der Interimsspielstätte zusammen. Im März 2021 wird die Tonhalle-Gesellschaft in die renovierte Tonhalle am Zürichsee zurückkehren. «Der Vorstand kam zur Überzeugung, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für die Umwandlung in eine AG ist, um auch künftig ein Spitzenorchester unterhalten zu können», sagt Martin Vollenwyder, Präsident der Tonhalle-Gesellschaft. Der zum Grossteil aus eigener Hand finanzierte Saal in der Maag-Halle, die nötige Verdoppelung des Technikpersonals und die um 200 geringere Anzahl an Plätzen haben die Bilanz stark belastet. «Wir laufen momentan etwas auf dem Zahnfleisch.»

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Sorge um Mitglieder und Sponsoren

Zudem machen der Tonhalle zwei Trends zu schaffen: Ihr sterben langsam die Mitglieder weg, jährlich verliert die Gesellschaft rund 50 Anhänger. Zweitens verlangt auch das Sponsoring nach neuen Formen, da laut Vollenwyder viele Unternehmen aus Compliance-Gründen heute weniger zu Konzerten einladen. Diverse Firmen hätten aber signalisiert, dass sie Aktien zeichnen würden.

Insgesamt werden 26'500 Aktien emittiert. Die Stadt Zürich übernimmt für eine Summe von 250'000 Franken 2500 Papiere. Die restlichen 24'000 Stück mit einem Wert von je 100 Franken werden als Liebhaberaktien zum Preis von 400 Franken verkauft. «Das gäbe für uns ein Agio von 7,2 Millionen. Damit wären wir für die nächsten Jahre abgesichert.» Und es ermöglicht etwa, dass das Orchester weiterhin auf Tournee gehen kann.

Vollenwyder rechnet damit, dass sämtliche Aktien über kurz oder lang Abnehmer finden. Gemäss der Nachfrage würde schon jetzt ein Viertel abgedeckt. Auch die meisten Musiker aus dem Orchester haben bereits Interesse angemeldet. Grosse Hoffnung auf eine Wertsteigerung dürfen sich die Aktionäre aber nicht machen. Dafür gibt es als «Dividende» ein Konzert an der Generalversammlung.

Taktgeber: Präsident Martin Vollenwyder will die Tonhalle-Gesellschaft zur AG umbauen.

Quelle: Paolo Dutto