Postfinance ist die Cash-Cow des gelben Riesen. Doch auch bei der Banktochter setzt Post-Chefin Susanne Ruoff den Rotstift an. «Victoria» heisst das Projekt – und will nichts Geringeres als einen Komplettumbau.

Direkt oder indirekt betroffen sind sämtliche 4000 Angestellten. Abteilungen werden verselbstständigt, andere zusammengelegt. Die Auslastung der Arbeitsplätze soll erhöht, die Bürofläche gesenkt werden. Jene Mitarbeiter, die in der Berner Postfinance-Arena untergebracht sind, zügeln in ein Hochhaus. «Weitere Optimierungen werden geprüft», heisst es in einem Dokument, das den Stand des Projekts per Ende Juni 2017 dokumentiert.

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Werbeausgaben auf dem Prüfstand

«Victoria» enthält Massnahmen wie eine Verkaufsoffensive für Anlageprodukte. In weiten Teilen ist das Projekt aber ein klassisches Sparprogramm. In Gewerkschaftskreisen wird befürchtet, dass mehrere hundert Stellen gestrichen werden. Klar ist nur: Derzeit gilt ein Einstellungsstopp, Entscheide stehen noch an. «Im Herbst werden wir prüfen, mit welchem Personalkörper wir ins Folgejahr gehen», sagt Pressesprecher Johannes Möri.

Neben dem Personal wird auch bei den Sachkosten gespart. Postfinance fährt die Werbeausgaben zurück. Unter anderem werden die Sponsoring-Aktivitäten mit der Varieté-Veranstaltung «Das Zelt» sowie mit dem Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester beendet. Man lasse die Verträge auslaufen, bestätigt Möri. Das Eishockey-Sponsoring werde «optimiert», ergänzt der Pressesprecher, indem Postfinance verstärkt auf die National League und den Nachwuchs statt die Nationalmannschaft setze.

Postomatennetz wird überprüft

Bei Postfinance-Kunden dürfte aber ein anderer Entscheid für Unmut sorgen. Analog zur Poststellenthematik will Postfinance die Verbreitung ihrer Geldautomaten hinterfragen, gleichzeitig prüft das Unternehmen die Einführung eines Pauschalpreises für die Abfrage von Saldi und Buchungen am Geldautomaten. «Wir untersuchen die Standorte der Postomaten», heisst es im internen Dokument. Neue Standorte würden nur noch «bei belegter positiver Wirtschaftlichkeit» aufgenommen. Dies geschehe in enger Abstimmung mit den relevanten Konzerneinheiten, zum Beispiel Poststellen und Verkauf.

Das ist ein schlechtes Omen für ländliche Gebiete. Der Grossteil der Poststellen, die in den letzten Jahren geschlossen wurden und in den kommenden Jahren verschwinden werden, sind auf dem Land – und ohne eine angeschlossene Poststelle verteuern sich meist auch die Betriebskosten eines Geldautomaten durch Miete, Unterhalt und Befüllung.

«Victoria» ist eines von drei grossen Sparprojekten. Die anderen beiden heissen «Evolve» und «Vivaldi». Die «Handelszeitung» sprach mit Vertretern des gelben Riesen, mit Personalvertretern und mit Infrastrukturexperten über die Reorganisation. Der Tenor: Die Post erlebt die tiefgreifendste Verwandlung seit der Aufteilung der PTT in den 90er-Jahren. Lesen Sie den ganzen Text in der aktuellen Ausgabe der Handelszeitung – ab Donnerstag am Kiosk oder mit Abo bequem jede Woche im Briefkasten.