Für die europäischen Banken stellen die steigenden Kapitalanforderungen einen grossen Kostenfaktor dar. Für eine schwedische Gesellschaft hingegen erweist sich die neue Weltordnung nach der Krise als Goldmine.

Hoist Finance hilft internationalen Banken bei der Umstrukturierung von Verbindlichkeiten durch den Aufkauf oder die Verwaltung notleidender unbesicherter Verbraucherkredite. Die Gesellschaft rechnet damit, dass die strengeren Kapitalanforderungen mehr Banken zwingen werden, sich von ihren Problemkrediten zu trennen, um die aufwendigsten Aktiva aus ihren Bilanzen zu bekommen und die Erträge zu steigern.

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Namhafte Kunden

«Banken haben schon immer Schwierigkeiten gehabt, anständige Erträge aus Problemkrediten zu erzielen, und sie werden in Zukunft angesichts der höheren Kapitalanforderungen noch grössere Probleme haben», sagte der Vorstandsvorsitzende von Hoist Finance, Jorgen Olsson, in einem Telefoninterview am 30. März. «In diesem Trend haben wir uns etabliert – Banken haben in Zukunft ein Problem, mit schlechten Krediten gute Erträge zu erzielen.»

Das Unternehmen zählt die Deutsche Bank und Banco Santander zu seinen Kunden und verhandelt derzeit mit der griechischen Notenbank. Hoist Finance sehe Geschäftschancen in «allen Märkten – und das ist absolut keine Übertreibung», sagt Olsson.

Strenge Vorschriften werden unterschiedlich bewertet

International aufgestellte Banken haben Tausende von Stellen gestrichen und kapitalintensive Geschäftsbereiche reduziert, um die strengeren Anforderungen des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht im Nachgang der Finanzkrise 2008 zu erfüllen. In Skandinavien hat Bjoern Wahlroos, der Chairman von Nordea Bank, gewarnt, dass der aufsichtsrechtliche «Tsunami» kontraproduktiv sein und das Kreditangebot begrenzen könnte. Aufseher haben dem entgegnet, dass gut gepolsterte Banken einen besseren Zugang zu den Kapitalmärkten und niedrigeren Finanzierungskosten haben.

Hoist ermöglicht die aufsichtsrechtliche Entwicklung, in neue Märkte in Europa zu expandieren, sagt Olsson. Er erwägt auch eine Expansion ausserhalb der Region, nachdem die Gesellschaft bestehenden Partnern in Märkte folgt, in denen diese Banken bereits tätig sind.

Expansion in neue Märkte denkbar

«Wir sind mit der Deutschen Bank in drei Ländern – sie sind in 72 aktiv – und mit Santander in sieben Ländern – sie sind in 55 tätig – so dass es da natürlich enormes Potenzial gibt», sagt er. «Viele dieser Länder liegen ausserhalb Europas. Ich denke, wir werden nicht in diesem Jahr ausserhalb Europas expandieren, aber längerfristig ist es offensichtlich, dass wir auch ausserhalb Europas wachsen werden.»

Hoist ist derzeit in Grossbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Polen und Österreich aktiv und prüft eine Expansion nach Spanien, Portugal, Irland, Rumänien und Griechenland, berichtet Olsson. Die Gesellschaft könnte beschliessen, kurzfristig in weitere und andere Märkte ausser diesen fünf zu gehen. So seien die Gespräche mit der griechischen Zentralbank «definitiv keine einmalige Sache», erläutert er.

Konzentration auf ertragsreichere Bereiche

Er sieht auch Chancen in den nordischen Ländern, deren Banken in der europäischen Schuldenkrise grösstenteils ungeschoren davonkamen.

«Es wird auch in der nordischen Region Potenzial geben wegen der höheren Kapitalanforderungen – der Markt ist bereits vorhanden und wird in Zukunft wachsen», sagt Olsson und fügt hinzu, dass die Vereinbarung des Konkurrenten Lindorff im August zur Übernahme von Verbindlichkeiten-Portfolios von Nordea den Bedarf an solchen Dienstleistungen zeige.

Nordea «ist sehr gut kapitalisiert», aber angesichts der heftigen Puffer-Anforderungen ist die Bank «zu dem Schluss gekommen, dass andere Vertragspartner diese Probleme besser angehen können», sagt Olsson. «Durch den Verkauf dieser Problemkredite können sie das für diese Darlehen eingesetzte Kapital für Dienstleistungen nutzen, die höhere Erträge bringen.»

(bloomberg/jfr)