Weil immer weniger Briefe verschickt werden, sucht der interimistische Post-Chef Ulrich Hurni ständig nach neuen Verdienstmöglichkeiten auf der letzten Meile – nur so können die 12'000 Pöstler weiter beschäftigt werden. Seit Anfang Jahr holt das Zustellpersonal des Bundesbetriebes deshalb etwa gebrauchte Nespresso-Kapseln bei der Kundschaft ab, schon etwas länger befödert es Altkleider für Texaid zu den Sammenstellen, für die Heilsarmee besorgt sie die Logistik für kleinere Gegenstände. Schliesslich verteilt der Briefträger neuerdings auch frisches Gemüse, Früchte und Eiervom nahe gelegenen Bauernhof.
Einen besonders kreativen Extra-Service bietet der gelbe Riese nun seit Frühling an. In einigen Dörfern nimmt der Pöstler das Altpapier gegen Entgelt mit und entsorgt es an der Sammelstelle. In Surses im Graubünden und Corcelles bei Payerne hat der gelbe Riese entsprechende «Markttests» bereits durchgeführt. Bis Ende Jahr läuft ein weiteres Pilotprojekt in Pieterlen im Kanton Bern. 10 Franken bezahlt der Kunde dort im Monat für den Abholdienst.
Abholdienst auf dem Gesetzesweg untersagen
Ob das Angebot danach auch in weiteren Schweizer Gemeinden lanciert werden soll, ist noch unklar. Doch noch bevor die Post einen entsprechenden Beschluss gefasst hat, wollen Politiker dem geplanten Neugeschäft der Post bereits den Garaus machen: So hat der Zürcher SVP-Nationalrat Bruno Walliser eine Motion eingereicht, welche der Post den neuen Service auf dem Gesetzesweg untersagen will.
Der Bundesbetrieb konkurrenziere damit Vereine, für welche die Altpapiersammlung eine notwendige Finanzierungsquelle sei, moniert Walliser. Die Vereine würden schlieslich mit ihrer Arbeit einen hohen Beitrag an die Jugendförderung, Suchtprävention und auch Integration leisten. Deshalb solle die Post keine Papiersammlungen anbieten dürfen.
Tests geschehen in Absprache mit den Gemeinden
Die Post kann indes keinen Konflikt erkennen: «Der Entscheid, welche Partner an der Papiersamm-lung beteiligt sind, liegt in der Verantwortung der Gemeinden», sagt Sprecher Oliver Flüeler. Diese seien für die Organisation der Siedlungsabfälle zuständig. Die Tests würden denn auch in Absprache mit den Gemeinden durchgeführt.