Christian Lienhard hat in der Entgegennahme von Auszeichnungen mittlerweile Übung. Unlängst wurde das «Hof Weissbad» als «freundlichstes Hotel der Schweiz» in der Kategorie «Grosse Ferienhotels» prämiert. In diesen Tagen folgt für das 87-Zimmer-Hotel im Innerrhoder Weissbad die Auszeichnung als bester Arbeitgeber der Schweiz. Ersteres verdankte der Gastgeber seinen 185 Mitarbeitern mit je einem Sack à hundert Einfränklern. Für den Spitzenrang beim Swiss Arbeitgeber Award übergibt die Geschäftsleitung den Mitarbeitenden ein Präsent zum Aufladen: «Sie erhalten einen Renault Zoé», verkündet der Direktor des Viersternehotels, «den sie für persönliche Besorgungen verwenden können. Die Zapfsäule für das Elektroauto kommt gleich vors Hotel zu stehen.»

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Was macht die Mitarbeiter so glücklich in dem Haus, das am Fuss des Alpsteins steht und im Jahresmittel auf eine enorme Auslastung von zwischen 94 und 97 Prozent kommt? Woher stammen die Spitzenwerte bezüglich Gesamtzufriedenheit, Commitment und Arbeitgeber-Attraktivität? Direktor Lienhard glaubt, dass man dies durch das sogenannte «Management by Love» begünstigt, die Formel von Autor Gerd Gerken.

Gewinnbeteiligung für jeden Mitarbeiter

Für Christian Lienhard bedeutet das konkret «Menschlichkeit, Führung durch natürliche Autorität und ohne Organigramm-Fixierung». Dazu kommen Anreize: Gewinnbeteiligung für jeden Mitarbeiter – gut die Hälfte davon sind Aktionäre des Hotels – sowie die Devise, dass jeder Angestellte ein Dreissigstel seines Jahressalärs für eine Weiterbildung zugesprochen erhält. Das kann ein Bauchtanzkurs sein oder der Besuch einer Handelsschule. «Einfach etwas, das die Mitarbeiter persönlich weiterbringt», sagt Lienhard.

Wer das Leben hinter den Herbergs-Kulissen kennt, weiss, dass es auch bei den schönsten Exemplaren der Haute Hotellerie viel Reibungsfläche gibt. Zwischen Küche und Service zum Beispiel, im Infight von Réception und Gouvernante. Lienhard bereinigt solche Minenfelder an der täglichen Kadersitzung am Vormittag, «wo wir tagesaktuell viel vom möglichen Konfliktstoff entschärfen und gemeinsam Ziele setzen können». Das nächste Ziel vom Hotel Hof Weissbad, dem grössten privaten Arbeitgeber im Kanton Appenzell Innerrhoden: ein Wellness-Neubau im Wert von rund 15 Millionen Franken.

Hotellerie auf dem Vormarsch

Thronte im vergangenen Jahr ein Informatikunternehmen vor einem Tourismusunternehmen, so wurden 2013 die Branchenplätze getauscht. Hinter dem «Hof Weissbad» folgt auf Platz zwei der besten Arbeitgeber die Zürcher Software-Schmiede Netcetera. Touristische Betriebe haben sich trotz der weiterhin schwierigen Lage überraschend gut geschlagen beim Beauty Contest: Das Hotel Allegro in Bern hat als Aufsteiger des Jahres rund 30 Plätze gutgemacht. Die Hotellerie im Hoch – eine Entwicklung, die gemäss Sven Bühler beim Swiss Arbeitgeber Award 2013 sogar noch weitere Kreise gezogen hat. «Die bezüglich der Mitarbeitergunst vier stärksten Aufsteiger stammen alle aus der Hotelbranche.»

Der Geschäftsführer von iCommit, welche die Befragung organisiert, vermutet, dass es einen Zusammenhang mit dem ausgetrockneten Arbeitsmarkt in diesem Dienstleistungsfeld gibt. «Weil touristische Betriebe gerade auch an peripherer Lage Schwierigkeiten haben, zu guten Mitarbeitenden zu kommen, müssen sie sich besondere Mühe geben.» Überraschend fand Bühler dieses Jahr, dass sich von insgesamt 80 befragten Firmen gleich neun aus der Industrie in den Top 20 klassierten – 2012 schaffte kein einziger Industriebetrieb diese Hürde. Vermutlich weil sich die Währungssituation, die allenthalben aufs Gemüt drückte, wieder etwas entschärft hat.

Wechselkurs-Problematik

Auch wenn das Hotel Hof Weissbad zu 97 Prozent auf Schweizer Gäste zählen kann, kennt man auch dort die Wechselkurs-Problematik. «Uns trifft es quasi in zweiter Instanz», sagt Direktor Lienhard. «Gerade jüngere Schweizer Wellness-Gäste sind geneigt, vom günstigen Euro zu profitieren und Hotels ennet der Grenze auszuprobieren.»

Währungen kann selbst eine hochmotivierte Belegschaft nicht beeinflussen. Den eigenen Apparat hingegen schon: «Je zweimal jährlich veranstalten wir interne Ideen- und Kostenanalyse-Seminare», sagt der Chefgastgeber. Wobei für Letztere, was allfällige Massnahmen betrifft, immer dieselbe Doppelprämisse gilt: «Der Gast darf von den Einsparungen nichts merken. Und dem Mitarbeiter dürfen sie nicht schaden.»