Wenn es um die eigene Vermarktung geht, ist der Himmel die Grenze. Im Minimum. Swiss Smile sei «ein weltweit führendes Kompetenzzentrum für Zahnmedizin» und deshalb so etwas wie «Apple der Zahnkliniken». Ein revolutionäres Geschäftsmodell also, das den Standard in der Branche setzt. Enthusiastisch erzählt Haleh Abivardi, CEO von Swiss Smile, von ihren himmelhohen Ambitionen, von den vielen Anfragen von Interessenten aus dem Ausland, die alle mit Swiss Smile kooperieren möchten.

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Allerdings ist das Lächeln von Swiss Smile derzeit etwas weniger breit als auch schon und die Analogie zum Techkonzern Apple ziemlich gewagt.

Die Expansionsmaschine der stets strahlenden Schwestern Haleh (41) und Golnar Abivardi (37), Unternehmerinnen des Jahres 2007, ist nämlich arg ins Stottern geraten. Wichtige Entscheide wurden kürzlich gefällt: Eine internationale Expansion aus eigener Kraft, so das ursprüngliche Geschäftsmodell, ist abgeblasen. Mangels Managementkapazitäten und Kapital, wie die betriebswirtschaftlich geleitete Einsicht lautet. Derzeit sind Konsolidieren und Schuldenabbau angesagt.

Bei der Londoner Swiss-Smile-Praxis, dem ersten Schritt ins Ausland, den man in den Medien gebührend feierte («ein Grosserfolg!!!»), stieg man finanziell aus, die Klinik wurde ans Management vor Ort verkauft. Kommentar der Schwestern: «Schlüsselpersonen wie Zahnärzte und Management haben Aktien an Swiss Smile erhalten.»

Die Finanzierung der Edelpraxis war von Anfang an riskant. Die Miete an der Brook Street verschlang jährlich 295 000 Pfund, der Mietvertrag war über 15 Jahre abgeschlossen. Bald nach Eröffnung verhagelte die Finanzkrise das Ergebnis. Die Pläne für drei weitere City Clinics wurden schubladisiert.

Die in Bangalore gegründete Swiss-Smile-Filiale – der zweite Expansionsschritt – ist eine 50-Prozent-Beteiligung der Schweizer. Operativ haben sie aber nichts mehr zu melden. Die angestrebte Eroberung Indiens, falls sie überhaupt realisiert wird, soll ohne zusätzlichen Kapitaleinsatz und im Franchisemodell vorangetrieben werden. Dies bestätigen die Abivardis.

Zu den drängenden Hausaufgaben gehörten auch zwei Kapitalerhöhungen bei der Muttergesellschaft Swiss Smile Holding. Der Zürcher Investor Thomas Matter ist jetzt offenbar der starke Mann. Er hat nicht nur dringend nötiges Kapital eingeschossen, sondern dürfte jetzt mit 25 Prozent zweitwichtigster Aktionär sein. BB Biotech Ventures, Investor der ersten Stunden, hält noch 10 Prozent an Swiss Smile, anfänglich war man mit 22 Prozent dabei. Gut möglich, dass die Beteiligungsfirma ganz aussteigt. Die Zahnarztschwestern sind, wie sie sagen, weiterhin «eindeutige Mehrheitsaktionäre».

Während man im Ausland zum Rückzug bläst, ist das Geschäft in der Schweiz auf Kurs. Letztes Jahr erreichten die beiden Zürcher Kliniken einen Umsatz von 20 Millionen Franken, ein Plus von zehn Prozent. Verdaut ist der Rückschlag aus dem Vorjahr. Damals wollte man mit dem Implantatespezialisten Roland Glauser das Swiss-Smile-Implantatezentrum aufbauen. Weit kam man nicht: Glauser zog aus, nahm Zahnärzte und Kunden mit und eröffnete einen Steinwurf von den Swiss-Smile-Filialen beim Zürcher Hauptbahnhof eine eigene Praxis – wo er nun seiner Kundschaft einen «Smile-Check» anbietet. Was die glamourösen Abivardi-Schwestern kaum zum Strahlen brachte.