Lockdown und Home Office haben den Videokonferenz-Dienst Zoom an der Börse nach oben getrieben. Das Start-up Zoom ging im April 2019 in die Börse und fand sich nur ein Jahr später in einer der besten aller möglichen Welten: Die der enormen Nachfrage. Während die Welt in den Corona-Lockdown ging und den Arbeitsplatz in die eigenen vier Wände verlegte, schnellte die Zahl der Nutzer nach oben. 

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Auf dem Höhepunkt nutzten überall auf der Welt 300 Millionen Menschen am Tag Zoom. Dass ausgerechnet da Sicherheitslücken auftraten - es konnten sich unerwünschte Teilnehmer in Videokonferenzen einloggen, so genanntes "Zoombombing" - machte der Börse nicht viel aus. Der Kurs der Nasdaq-kotierten Aktien lag Ende Februar bei 105 Dollar. Jetzt sind es 261 Dollar. 

Die Zoom-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten (Grafiken: Bloomberg).

Die Zoom-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten (Grafiken: Bloomberg).

Quelle: Bloomberg

Anders sieht es beim Konkurrenten Slack aus. Zwar hatte auch das Chat-Unternehmen, das virtuelle Bürokommunikation vereinfacht, ideale Voraussetzungen. Dass das 2013 gegründete Unternehmen beim Börsengang vor leicht mehr als einem Jahr nach wie vor keinen Gewinn schrieb, wurde von einem Teil der Investoren- und Analystengemeinde kleingeredet. 

Aber so strahlend verlief es dann letztlich nicht für Slack, wie der Kursverlauf deutlich macht. Die Aktie war im Juni 2019 37,50 Dollar wert, heute sind es 31 Dollar. Zwischendurch sackte der Kurs auf 19,60 Dollar ab - das war zwar im allgemeinen Börsensturz vom Febuar, doch war die Aktie vorher schon klar weniger wert als beim IPO. Im Oktober und November bewegte sich der Kurs nur knapp über 20 Dollar. Generell ist der Kursverlauf eher hektisch.

Der Kurs der Slack-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten.

Der Kurs der Slack-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten.

Quelle: Bloomberg

Das alles heisst aber trotzdem nicht, dass für Zoom die Zukunft wolkenfrei und gegenüber Slack per se die bessere Wahl ist. Die Aktie verfügt gemäss Bloomberg-Berechnungen über ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von astronomischen 1438. Das Unternehmen schreibt zwar Gewinn und dürfte auch den Umsatz dieses Jahr stark steigern. Ein Problem ist aber immer noch, dass viele Zoom-Kunden einen Gratiszugang nutzen. Zoom muss den Hype um das eigene Geschäft noch einiges besser im ummünzen, um in der Gunst der Anleger zu bleiben. 

Auch das Home Office dürfte wohl letzlich nicht so permanent werden, wie sich das manche wünschen oder herbeianalysieren. Gerade in der Finanzbranche setzt man immer noch aufs Büro im Bürogebäude. Jedenfalls werden mit der Zeit die Zahl von Videokonferenzen wieder zurückgehen. Für Zoom heisst dies: Weniger Kunden werden auf ein permanentens Abo umsteigen. Zoom ist zwar auch für private Chats beliebt geworden, aber dann: Es gibt auch da Alternativen. 

Denn am  Horizont - oder auch schon etwas näher - wartet aber noch eine weitere Herausforderung, die Zoom und Slack gleichermassen beschäftigt: Die grossen Tech-Konzerne bleiben nicht untätig. Was Zoom und Slack machen, ist nicht einzigartig. Microsoft Teams ist schon jetzt eine Konkurrenz für die beiden Start-ups. Und als Weltkonzern, dessen Anwendungen in Büros und Wohnungen rund um den Planeten schon installiert sind, hat Microsoft ganz andere Möglichkeiten, sich zu etablieren. 

Slack-CEO Stewart Butterfield beklagte sich kürzlich ja auch, dass Microsoft geradezu von der Idee besessen sei, Slack an den Rand zu drängen, weil Microsoft seine Teams-Software massenhaft kostenlos mit Windows 10 vertreibe. Trotzdem sei es Microsoft nicht gelungen, sein Unternehmen vom Markt zu fegen

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