Computerspielen und dafür bezahlt werden - das ist wahrscheinlich der Traumjob für viele junge Männer. Marcos Ochoa hat genau das geschafft. Der 27-jährige Spanier ist in neuer Star im sogenannten E-Sport und seit kurzem bei einem professionellen Team angestellt. Nun spielt er in Messehallen und Stadien, und die Matches gegen andere Teams werden von Zuschauern weltweit verfolgt.

«Früher hat mir meine Familie gesagt, dass Computerspiele Zeitverschwendung sind und ich lieber meine Hausaufgaben machen soll», sagt Ochoa. Heute sei das anders. Auf die boomende Szene sind auch grosse Telekom-Firmen aufmerksam geworden. Sie hoffen, aus den E-Sport-Fans von heute die Kunden von morgen zu machen.

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Grosse Unternehmen springen auf den Trend auf

So heuerte Vodafone im April Ochoa und vier Mitspieler für das Computerspiel Counter Strike an. Als offizielles Team des Mobilfunk-Riesen schalten sie nun zusammen im virtuellen Gelände Terroristen aus. Dahinter steht der Versuch der Konzerne, nicht mehr einfach wie seit Jahrzehnten ausschliesslich als Netzbetreiber bekannt zu sein, sondern als Speerspitzen der Digitalisierung.

Nicht nur Vodafone springt auf den Trend auf, sondern auch die unter der Marke «o2» bekannte Telefonica und die französische Orange. Sie bauen eigene E-Sport-Mannschaften auf und übertragen die Wettkämpfe auf ihren TV-Sendern. In Deutschland sponsert Vodafone etwa die virtuellen Zocker von Mousesports.

Der E-Sports-Markt ist derzeit noch übersichtlich: Der Branchenumsatz lag voriges Jahr bei 500 Millionen Dollar. Nach Schätzung der Investmentbank JP Morgan dürften die Erlöse sich in zwei Jahren verdoppeln und die Zahl der E-Sport-Fans um die Hälfte auf eine halbe Milliarde klettern.

E-Sport-Voreiter Spanien

Spanische Teams gehören nicht nur in der Fussball-Champions-League meist zu den sicheren Finalisten, sondern auch bei Cyber-Wettkämpfen. Grund ist die hohe Verbreitung von superschnellen Glasfaser-Internet-Anschlüssen - von denen haben die Iberer mehr als Deutschland, Grossbritannien und Frankreich zusammen. Die spanische Computerspielliga ist mit täglich 60'000 Zuschauern die drittgrösste ihrer Art weltweit - nach den USA und Südkorea. Sie wurde 2016 von der Sportrechtefirma Mediapro gekauft, die auch die Rechte an der dortigen Fussball-Bundesliga hält, die La Liga heisst.

In der Telekom-Branche ist man vom Sinn einer engen Zusammenarbeit mit E-Sports-Stars überzeugt. Datenautobahnen seien Grundvoraussetzung, damit die Live-Übertragungen der Matches ruckelfrei ankämen, sagt Ignacio Martinez, der bei Vodafone Spanien für E-Sport verantwortlich ist. Die Strategie ziele darauf ab, junge Leute zu Fans der Marke zu machen, da sie es seien, die viele Kaufentscheidungen ihrer Eltern beeinflussten.

Aufwendiger Spielbertieb

Jedoch ist der professionelle Spielbetrieb aufwendig. Wie bei den grossen Fußball-Mannschaften kümmert sich ein ganzer Stab von Betreuern um die E-Teams. Dazu gehörten Fitnesstrainer, Physiotherapeuten, Projektmanager und Techniker, sagt Martinez.

Gleichzeitig entdecken prominente Vertreter der «realen» Sportarten das E-Sport-Neuland: Die Fussballclubs Paris Saint-Germain, Manchester City, Valencia CF, Schalke 04 and AS Rom haben bereits virtuelle Ableger gegründet. Und die US-Basketballliga NBA bereitet eine digitale Version des Spielbetriebs vor.

(reuters/ccr)

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