Es ist der ultimative Traum eines jeden Firmenchefs: Ich bestimme meinen Abschied selbst. So tat es auch Thomas Ebeling, Ex-Novartis-Pharmachef und seit achteinhalb Jahren Chef des deutschen TV-Senders ProSiebenSat.1. Anfang 2019, zu seinem 60. Geburtstag, wolle er den zehrenden CEO-Posten abgeben, verkündete er Anfang Jahr im «Manager Magazin».

Doch seitdem hat der Stress erst begonnen. Ebeling, bei Novartis einst von Konzern-Übervater Daniel Vasella recht rüde abserviert, hatte den darbenden Sender mit starken Programmformaten und zahlreichen Investments in Internet-Start-ups auf einen Börsenwert von mehr als neun Milliarden Euro hochgepeitscht.

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Noch viele offene Baustellen

Doch in den letzten Monaten ging es rapide bergab. Dreimal musste der Konzern den Ausblick für den Werbemarkt senken, die Analysten von Goldman Sachs stuften die Aktien von «Buy» auf «Neutral» herunter, der Aktienkurs sackte um mehr als ein Drittel ab. Gleichzeitig schauten die Investoren bei den wild zusammengekauften Internetbeteiligungen genauer hin. Wirklich erfolgreich sind lediglich die Preisvergleichseite Verivox und der Partnerschaftsvermittler Parship.

Jetzt will der Chef die Struktur unter die Lupe nehmen und erfolgreiche Tochterfirmen an die Börse bringen – vielleicht bereits im nächsten Jahr. Denn die Zeit drängt, wenn Ebeling sein Ausstiegsdatum halten will. Grösstes Problem: Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Dass die Firma eine One-Man-Show ist und die Top-Kader wichtige Ankündigungen zuletzt vorrangig aus den Medien erfuhren, hat den Appeal nicht wirklich erhöht.

Zweite Standbein ist längst gegründet

Die Schweiz spielt für Ebeling eine wichtige Rolle: Gemeldet ist er in Muri bei Bern, und er achtet penibel darauf, nicht mehr als 182 Tage in Deutschland zu verbringen, um dort nicht steuerpflichtig zu werden. Das zweite Standbein ist längst gegründet: Im Handelsregister ist die Firma Novaconsult AG eingetragen, betrieben von Rita und Thomas Ebeling. 

Dirk Schütz
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