Geopolitische Ereignisse und teilweise auch die Ebola-Epidemie in Westafrika haben der Reisebranche in diesem Jahr weltweit zugesetzt. Kuoni hat im dritten Quartal trotzdem einigermassen gute Zahlen hingelegt. Während der Umsatz leicht gesunken ist, konnte der Schweizer Reisekonzern den Gewinn sogar steigern.
Das Geschäftsumfeld habe sich in den letzten Monaten nicht wesentlich verändert und bleibe sehr anspruchsvoll, kommentierte CEO Peter Meier die Ergebnisse. Kein Wunder: Wichtige Tourismusziele wie Ägypten, Thailand, die Türkei oder auch Kenia waren in diesem Jahr von politischen Umwälzungen betroffen.
Doch wie sieht die Situation in den vier (Bade-)Destinationen vor der Wintersaison aus?
Erholung auf tiefem Niveau in Ägypten
Ägypten gehörte bis 2011 zu den beliebtesten Reisezielen für Schweizer Touristen. Durch die Wirren des «Arabischen Frühlings» mit teilweise bürgerkriegsähnlichen Unruhen, Anschlägen und dem Militärputsch von 2013 brach das Geschäft am Nil indes regelrecht ein. Auch 2014 war für Ägypten ein Krisenjahr. Im Februar hat das Aussenministerium (EDA) seine Reisewarnung für Ägypten vorübergehend auf die Badeorte Dahab, Sharm el-Sheik und Nuweiba ausgeweitet. Schweizer Touristen wurden ausgeflogen. Seither habe sich die Lage aber merklich beruhigt, sagt Kuoni-Sprecher Peter Brun. «Inzwischen steigt auch die Nachfrage auf dem Schweizer Markt wieder an.»
Das Vertrauen der Gäste komme langsam zurück, sagt Brun. «Vom Niveau von vor der Revolution sind wir aber noch weit entfernt.» Während etwa Badeferien am Roten Meer wieder recht gut gebucht würden, blieben die Touristen zurückhaltend mit Kulturreisen im Landesinnern.
Auch bei Hotelplan Suisse sehe man eine Erholung im Ägyptengeschäft, sagt Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir. «Doch die Verunsicherung ist immer noch spürbar.» So liege man bei den Buchungen etwa bei einem Drittel des Vor-Revolutionsstands. Ob und wann die Gäste ganz zurückkämen, sei im Moment noch nicht abzuschätzen, so die Sprecherin.
Zuversicht nach dem Putsch in Thailand
Wegen des unblutigen Militärputsches hat das EDA im Mai die Reisehinweise für Thailand verschärft. Eine eigentliche Reisewarnung für das Land oder bestimmte Tourismusregionen gab es dabei aber nicht. Trotzdem sei die Nachfrage für 2013 bei Hotelplan Suisse unter Vorjahresniveau, sagt Prisca Huguenin-dit-Lenoir. «Dabei muss man aber beachten, dass Thailand in den Vorjahren immer markant gewachsen ist.» Im Moment beobachte man eine gewisse Zurückhaltung, wobei nicht wenige Touristen von den thailändischen Badeorten nach Bali in Indonesien ausweichen würden.
Bei Kuoni sei vor allem das erste Halbjahr mit den Protesten in der Hauptstadt Bangkok schwierig gewesen, sagt dagegen Peter Brun. «Wie in Ägypten sehen wir eine Verbesserung seit das Militär die Kontrolle übernommen hat und wieder Ruhe eingekehrt ist im Land.» Stabilität sei einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren, so Brun. «Die jetzige Situation ist aus demokratischer Sicht sicher fragwürdig, aber für den Tourismus sehe ich keine Nachteile.»
Tourismusflaute und Entlassungen in Kenia
In Kenia kommt es immer wieder zu lokal begrenzten Unruhen und Gewaltausbrüchen. Wegen des Kriegs im Nachbarland Somalia besteht zudem eine erhöhte Terrorgefahr. Die unruhige Lage und Reisewarnungen von verschiedenen Regierungen hätten zu einem massiven Einbruch der Nachfrage für Badeferien im ostafrikanischen Land geführt, sagt Kuoni-Sprecher Brun. Kuoni habe deshalb die Angebote für Kenia zusammenstreichen müssen. «Von 160 lokalen Mitarbeitern mussten wir etwa die Hälfte entlassen.»
Für den Rückgang mitverantwortlich seien auch Ängste bezüglich Ebola, so Brun. «Dabei ist die Ebola-Epidemie in Westafrika weiter von Kenia entfernt als von Frankreich.» Leider aber werde die Krankheit von vielen Konsumenten mit Afrika in Verbindung gebracht. Bei Hotelplan Suisse beobachtet man ebenfalls einen Rückgang der Buchungen für Kenia. Und dies obwohl vom EDA nie eine Warnung für die Tourismusorte erlassen wurde, wie Huguenin-dit-Lenoir betont.
Normalität in der Türkei
Der Krieg in Syrien und im Irak betrifft auch die Sicherheit in der Türkei. Das EDA rät deshalb von Reisen in die östlichen Provinzen und insbesondere in das Grenzgebiet zu Syrien ab. Auf die Reiseanbieter haben sich die Schwierigkeiten aber bisher kaum ausgewirkt. Die Türkei sei eine «problemlose Destination», sagt Peter Brun von Kuoni. Antalya und die Ferienorte im Westen des Landes seien nicht betroffen. «Das ist unseren Kunden sehr wohl bewusst.»
Prisca Huguenin-dit-Lenoir sieht dies ähnlich. Zwar habe es vermehrt Nachfragen von Kunden gegeben, so die Hotelplan-Suisse-Sprecherin, doch Annulationen hätten sie noch keine gehabt. «Schliesslich ist die fragliche Region hunderte Kilometer entfernt». Insgesamt liege die Türkei in etwa auf Vorjahresniveau.
Optimismus trotz unsicherer Weltlage
Sowohl Kuoni als auch Hotelplan Suisse bleiben trotz vielen geopolitischen Problemen optimistisch. Sie wissen, dass gerade Badetouristen schnell einmal in ein anderes Land ausweichen, wenn Sicherheitsbedenken bestehen. Obwohl eine gewisse Verunsicherung wegen der politischen Situation nicht von der Hand zu weisen sei, könne man sich nicht beklagen über den aktuellen Buchungseingang, sagt Prisca Huguenin-dit-Lenoir. «Für die Wintersaison stehen wir momentan im einstelligen Plusbereich.»