Es ist eine Berg- und Talfahrt. Die Aktie von Transocean sank Ende April beinahe auf 15 Franken, bevor sie wieder Kurs auf die 20-Franken-Marke nahm. Derzeit ist sie wieder auf dem absteigenden Ast. Im Handel am Dienstag verlor das Papier weiter an Wert, obschon der Konzern mit Wurzeln in den USA und Sitz in Zug verkündete, dass er neue millionenschwere Aufträge an Land gezogen hat und im Juni die erste Tranche der Dividende ausbezahlt wird.

Die Börsianer wollen das Transocean-Leckerli aber offenbar nicht. Sie verschmähen den weltgrössten Vermieter von Bohrinseln. Die Daten von Bloomberg sprechen eine klare Sprache: 23 Analysten empfehlen den Titel zum Verkauf, gerade einmal zwei sprechen eine Kaufempfehlung aus. Im Schnitt gehen die Experten davon aus, dass die Transocean-Papiere auf Jahressicht um ein Drittel auf knapp 12 Franken je Aktie absacken werden. Vor fünf Jahren, beim Börsengang, notierten die Aktien des texanisch-schweizerischen Unternehmens noch bei fast 100 Franken. Verringert sich die Marktkapitalisierung weiter, droht sogar die Verbannung aus dem Schweizer Leitindex SMI.

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Halbierung des Umsatzes bis Ende 2016

Der tiefe Fall hat einen handfesten Grund: Es steht schlecht um die Finanzen von Transocean. Der Umsatz sank im letzten Jahr um 1 Prozent auf 9,17 Milliarden Dollar. Für das laufende Jahr gehen Analysten davon aus, dass Transocean nicht einmal mehr die 7-Milliarden-Dollar-Marke knacken wird. 2016 soll nochmals ein Minus resultieren. Die Experten sehen den Umsatz bis Ende 2016 auf 5,64 Milliarden Dollar zurückgehen.

Genau so pessimistisch sind die Analysten für die Ertragskraft der Firma. Für 2015 und 2016 sind Verluste vorausgesagt. Und auch die Prognosen für den Free Cash Flow sind düster: Ende 2016 sollen die erarbeiteten Geldmittel ins Milliardenminus rutschen. Mit anderen Worten: 2016 wird die Summe der Mittel, die dem Unternehmen nach allen Ausgaben neu zur Verfügung stehen, stark ins Minus rutschen. Zum Vergleich: Bei der wertvollste Firma der Welt – Apple – betrug das Plus 2014 über 50 Milliarden Dollar.

Tiefer Ölpreis hinterlässt Spuren

Transocean leidet vor allem unter dem serbelnden Ölpreis. So wie sich der Preis für ein Fass Rohöl innert Monaten mehr als halbierte, verlor auch der Konzern aus Zug an Wert. Im Juni 2014 lag die Aktie bei über 41 Franken, heute kostet sie noch 18 Franken. Das ist ein Minus von 56 Prozent.

Die jüngste Ölmarkt-Prognose der Investmentbank Goldman Sachs macht denn auch wenig Mut. Der Wert des Schwarzen Goldes soll noch lange tief bleiben: Selbst in fünf Jahren soll ein Fass Rohöl gerade einmal 55 Dollar kosten. Die Verfügbarkeit von billigem Geld lasse nachhaltig niedrige Ölpreise notwendig erscheinen, um die US-Produzenten davon abzuhalten, ihre Förderung zu erhöhen, meint das Finanzinstitut.

Bank Vontobel zerpflückt Goldman Sachs

«Das ist hochspekulativ», sagt Vontobel-Analyst Fabian Häcki zur Prognose von Goldman Sachs. Tatsächlich neigt das US-Institut zu extremen Szenarien. Im Sommer 2008 prophezeite die amerikanische Investmentbank, dass der Ölpreis auf 200 Dollar steigen wird. Kurz darauf implodierte die Weltwirtschaft und der Preis für ein Fass Rohöl sank von 150 auf 40 Dollar. Im Juli 2014 schrieb Goldman Sachs, dass die Weltwirtschaft Fahrt aufnehme und deshalb die Nachfrage nach Rohstoffen anziehen werde, was den Preis in die Höhe treiben sollte. Kurz darauf begann das Umgekehrte: Die Ölpreise tauchten, was der Wirtschaft einen Schub verlieh.

Häcki will die neuerlichen Kassandrarufe der Goldman-Sachs-Banker denn auch nicht hören. Er empfiehlt, der Transocean-Aktie die Stange zu halten. Obschon er davon ausgeht, dass der Umsatz der Firma dramatisch zurückgehen wird, soll sich die Aktie behaupten können. Das Papier soll in zwölf Monaten bei 18 Franken notieren.

Transocean ist ein «schwieriger Fall»

Wie überzeugt ist Häcki von seiner Prognose? «Transocean ist ein schwieriger Fall», sagt der Vontobel-Analyst, der auch andere Öl-abhängige Aktien bewertet, darunter den Winterthurer Traditionsbetrieb Sulzer und den ebenfalls aus der Eulachstadt stammenden Industriekonzern Burckhardt Compression. Es gäbe durchaus Positives zu berichten: Um den Mittelabfluss zu stoppen, werden laufend alte Anlagen verschrottet. Häcki: «Transocean macht einen guten Job auf der Kostenseite.»

Das Problem ist die Auftragslage. Transocean zieht monatlich – wenn überhaupt – gerade einmal Aufträge im Wert von wenigen Millionen an Land. «Bei einem Umsatz von mehreren Milliarden ist das zu wenig», gibt der Vontobel-Analyst zu bedenken. Falls es dem Unternehmen nicht gelingt, diese Schwäche bald wieder auszubügeln, sieht auch Häcki schwarz für Transocean.