Der jährliche Brief von Blackrock-Chef Larry Fink wird an der Wall Street breit gelesen. Am Mittwoch aber veröffentlichte eine unbekannte Gruppe eine gefälschte Version – inklusive einer Teilkopie der Blackrock-Website. Diverse Finanzmedien hielten den Fake-Brief zunächst für das Original. Blackrock reagierte auf Twitter und publizierte den echten Brief 24 Stunden später.

Wer hinter der Aktion steht, ist noch unklar. Der gefälschte Brief suggerierte, dass Blackrock in Zukunft in Sachen Klimawandel eine harte Linie fahren möchte. Von Kohleunternehmen wolle man sich in den aktiv verwalteten Fonds trennen, hiess es. Das Abstimmungsverhalten solle sich ebenfalls verändern bei jenen Firmen, wo Blackrock investiert ist.

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Das Schreiben, das offenbar von Umweltaktivisten verfasst wurde, warnte die Unternehmen, dass sie Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ergreifen müssen, ansonsten würden Blackrock sein Engagement beenden.

Untersuchung läuft

BlackRock sagte, man untersuche die Angelegenheit. Das amerikanische Online-Portal «Business Insider» spekuliert, dass unter anderem die Schweizer Stimmrechtsberater von Ethos involviert sein könnten. In einem Artikel weist die Publikation darauf hin, dass Blackrock unlängst von Ethos kritisiert wurde, weil der Vermögensverwalter sich nicht genug um den Klimawandel kümmere. Ethos hat die entsprechende Wortmeldung auch auf der eigenen Website aufgeschaltet.

Ethos-Direktor Vincent Kaufmann kommt im Text des «Business Insider» nicht zu Wort. Auf Anfrage der «Handelszeitung» dementiert er, dass Ethos etwas zu schaffen hat mit dem Fake-Brief von Larry Fink.

Den echten Brief, der stets mit den berühmten Worten «Dear CEO» startet, publizierte Blackrock 24 Stunden später, am Donnerstagmorgen. Fink spricht sich darin gegen kurzfristige Gewinnoptimierung aus. Über den Klimawandel spricht er nur am Rande.

Profitmaximierung ist nicht genug

 «Zu Beginn des Jahres ist die Verpflichtung zu einem langfristigen Ansatz wichtiger denn je»,  heisst es im Wortlaut. Auf der ganzen Welt habe sich Frustration breit gemacht – über stagnierende Löhne, die Auswirkungen der Technologie auf Arbeitsplätze und die Unsicherheit über die Zukunft. Wut, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit seien die Folge. Weil zahlreiche Regierungen versagen würden, setze die Gesellschaft zunehmend auf Unternehmen, um drängende soziale und wirtschaftliche Fragen anzugehen, schreibt Fink weiter. Zu diesen Fragen zähle unter anderem der Umweltschutz. Aber auch Themen wie das Geschlecht und Rassenungleichheit.

Fink ermahnt die Entscheidungsträger der Firmen deshalb, dass es nicht genüge, rein finanzielle Erfolge anzustreben. Dem übergeordnet müsse jedes Unternehmen zeigen, in welcher Weise es einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leiste, wenn es langfristig erfolgreich sein wolle. Das Stichwort des Jahres – zumindest für Blackrock – lautet: «Purpose».

In den Worten von Fink: «Purpose is (...) a company’s fundamental reason for being – what it does every day to create value for its stakeholders. Purpose is not the sole pursuit of profits but the animating force for achieving them. (...) Purpose unifies management, employees, and communities. It drives ethical behavior and creates an essential check on actions that go against the best interests of stakeholders. Purpose guides culture, provides a framework for consistent decision-making, and, ultimately, helps sustain long-term financial returns for the shareholders of your company.»