Es war ein Deal ganz nach dem Geschmack des österreichischen Industriellen Mirko Kovats: Von langer Hand vorbereitet, aber bestens vor dem Licht der Öffentlichkeit abgeschirmt, sackte der Sammler von sanierungsbedürftigen Unternehmen zwölf Prozent der schweizerischen Unaxis ein – ein Investment von rund 150 Millionen Euro, das Kovats über seine Victory Industriebeteiligungsgesellschaft zum zweitgrössten Aktionär der einstigen Oerlikon-Bührle nach der Gründerfamilie machte. Kaum hatte der geheimnisumwitterte Unternehmer den Deal bekannt gemacht, bot er mit seinem Geschäftspartner, dem schillernden Privatbankier Ronnie Pecik, dem überraschten Unaxis-Management gleich noch seine Sanierungserfahrung an.

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Erfahrung in diesen Dingen ist dem 56-Jährigen, dessen ungarisch-slowakische Grosseltern 1905 nach Wien gekommen waren und der es hasst, als «Einwandererkind» tituliert zu werden, nicht abzusprechen. Besser ausgedrückt: Der studierte Betriebswirt ist mit allen Wassern gewaschen und feilt, wohl eher unbewusst, seit Jahren unablässig an seinem Ruf, der Schrecken der österreichischen Industrie zu sein. Wo immer Kovats auftaucht, lassen Aufregungen nicht lange auf sich warten; der Industrielle Kovats lässt niemanden kalt.

Seit Kovats, der 20 Jahre lang als Werkzeugmaschinen-Händler im damaligen Ostblock verbrachte, 1997 in die Salzburger Werkzeugmaschinenfabrik Emco einstieg, kaufte er ein Unternehmen nach dem anderen und wirbelte in der überschaubaren Industrielandschaft Österreichs viel Staub auf. Zu Kovats’ A-Tec Industries (7500 Mitarbeiter, 1,2 Milliarden Euro Umsatz) gehören heute Gesellschaften wie Austrian Energy & Environment, zu der auch die Schweizer Von Roll Inova zählt, der Elektromotorenhersteller ATB oder die Magdeburger Werkzeug AG. Keine Fortüne hatte Mirko Kovats mit seinen Versuchen, den niederösterreichischen Reifenproduzenten Semperit zu übernehmen und ins Wiener Grundig-Werk einzusteigen.

Kovats’ Rezept für seine Neuerwerbungen: harte Einschnitte, Sparprogramme und Produktionsverlagerungen ins kostengünstige Ausland. Nicht gerade publikumswirksame Methoden, die im Fall Kovats aber nicht nur von betriebswirtschaftlichem Erfolg gekrönt sind (A-Tec Industries soll 2004 rund 24 Millionen Euro Gewinn gemacht haben), sondern auch bei einigen Arbeitnehmervertretern für Zustimmung sorgen. Tenor ihrer Kommentare: «Ohne Kovats gäbe es unser Unternehmen gar nicht mehr.»

Doch während sich andere Österreicher mit derartiger Verve längst in die Herzen des Wirtschafts-Establishments, der Politiker und nicht zuletzt der Presse eingeschlichen hätten, gilt Kovats nach wie vor als undurchschaubarer, unberechenbarer Einzelkämpfer, der ohne viel Rücksicht auf Verluste sein Ziel verfolgt: «Ich will Österreichs grösster privater Unternehmer der Old Economy werden. Ich pflege die Industrie, ich will ein wichtiges Mitglied der österreichischen Volkswirtschaft sein.»

Quantitativ betrachtet, ist der Vater zweier kleiner Söhne ausser am Wiener Opernball nirgends in der Wiener Society zu finden und doch bezüglich wirtschaftlicher Macht möglicherweise auf dem besten Weg dorthin. Unaxis eingerechnet, läge der Umsatz der Kovats-Gruppe bei 2,5 Milliarden Euro.

Qualitativ muss der Bewunderer von US-Investor Warren Buffett sein öffentliches Image aber noch polieren. Denn so gerne er das auch möchte: Die Pleite der ersten beiden Ende der achtziger Jahre von ihm übernommenen Untenehmen, der Zahnradfabrik Rudolf Kienast und der Wiener Brückenbau, sind noch immer nicht vergessen. Dazu kommt noch, dass Kovats, der sich mit Ex-Geschäftspartnern nicht selten vor Gericht auseinander setzen muss, gern genüsslich als «Wiener Disco-König» apostrophiert wird: Kovats gehören nicht nur die mässig florierenden Wiener Artis-Hotels, sondern auch drei Diskotheken. Reine «Immobilieninvestments, die nicht einmal ein Prozent unseres Umsatzes ausmachen», hat Kovats, der sich wohl viel lieber als eleganter Tänzer auf glattem Wirtschaftsparkett sieht, das einmal erklärt.

Doch auch als Industrieller, der seine Deals mit der finanziellen Unterstützung von Banken und «wohlhabenden Industriellen» blitzschnell zu realisieren pflegt, eckt Kovats mitunter ganz kräftig an.

Zuletzt ist es ihm gelungen, im teilverstaatlichten Konzern VA-Tech für Aufsehen erregende Turbulenzen zu sorgen. Im Mai 2003 kaufte sich die Kovats-Gruppe mit ungefähr 20 Prozent in den Verlust bringenden Konzern ein, ein «Finanzinvestment», wie Kovats damals sagte. Als publik wurde, dass der deutsche Siemens-Konzern die VA-Tech mit Kovats übernehmen wollte, stand die Republik Kopf, die Politik verhinderte den Deal. Allerdings nicht für lange. Im November verkaufte Kovats, der einen Monat zuvor noch verkündet hatte: «Ich war, bin und bleibe in der VA-Tech», sein Aktienpaket an Siemens. Darauf drehte der Wind abrupt: Vor zwei Wochen wurde die Übernahme der VA-Tech durch Siemens besiegelt. Kovats’ Schnitt: rund 100 Millionen Euro.

Geld, das Mirko Kovats’ und Ronnie Pecik für ihre Schweizer Abenteuer gut brauchen können. Der Industrielle: «Im Vergleich zur schwierigen VA-Tech ist Unaxis ein sicherer Bausparvertrag.»