Die Ansprüche zeugen von Selbstbewusstsein. Als Berufsanfänger mit Uni-Abschluss wollen junge Schweizerinnen und Schweizer, wenn sie Wirtschaft studiert haben, mindestens 75 000 Franken im Jahr verdienen. Für das Salär sind die Akademiker auf dem Sprung in die Wirtschaft immerhin bereit, 46 Stunden pro Woche zu arbeiten. Ingenieure und Naturwissenschaftler sind etwas bescheidener und würden sich schon mit 71 000 Franken zufrieden geben. Das ist eines der Ergebnisse der jährlichen Umfrage der schwedischen Beratungsfirma Universum zu den Erwartungen an den Job und über die beliebtesten Arbeitgeber.

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Insgesamt zeichnet die Studie das Bild einer Generation, die Leistung erbringen will, Sicherheit sucht und das Risiko scheut. «Die heutigen Absolventen spüren die wirtschaftlich schwierige Zeit und verhalten sich entsprechend», sagt Roger Manfredsson, der bei Universum in Stockholm die Ergebnisse der jährlichen Untersuchung ausgewertet hat.

Wenn es um die beliebtesten Arbeitgeber geht, sind die Uniabgänger treu: Wie seit Jahren halten sich auch in der neusten Umfrage UBS, Nestlé und Credit Suisse bei den Wirtschaftsabsolventen sowie ABB, IBM und Novartis bei den Ingenieuren und Naturwissenschaftlern auf den jeweils ersten Plätzen. «Die Präferenz der Hochschulabsolventen ist ein guter Indikator für das Image eines Unternehmens in der Öffentlichkeit», sagt Roger Manfredsson. Wenn es um die Branchen geht, haben der Bereich Private Banking und der Healthcare-Sektor an Attraktivität gewonnen. Ebenfalls verstärkt in das Interesse der Jungen gerückt sind Marketing und Werbung. Auch die Consultingindustrie, die nach dem Platzen der Internetblase einen konjunkturellen Sturzflug erlebte, wird wieder als valabler Arbeitgeber eingeschätzt. «Junge Leute reagieren sensibel auf gesamtwirtschaftliche Veränderungen, denn die sind ja für den Erfolg ihrer Zukunftsplanung entscheidend», sagt Manfredsson.

Die Universum-Umfrage gibt einen Einblick in die Befindlichkeiten und Erwartungen der künftigen Kadergeneration. Wichtig bei der Wahl des ersten Jobs ist die Aussicht auf eine Karriere in einem internationalen Umfeld. Ein Auslandsaufenthalt während der ersten drei Jahre des Berufslebens wird von einer grossen Mehrheit gewünscht. Konstanz im Arbeitsleben steht allerdings nicht oben auf der Prioritätenliste. Die meisten wollen Kurzeinsätze in verschiedenen Abteilungen absolvieren.

In den letzten Jahren lässt sich ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis bei den Absolventen ausmachen. «Man setzt wieder auf materielle Werte», sagt Manfredsson. Immer mehr Uni-Absolventen wollen Karriere machen und streben eine höhere Managementposition an, um sich abzusichern. Vermehrt achten sie wieder auf das Geld: Nachdem in den vergangenen Boomzeiten Absolventen sowieso exzellent bezahlt worden sind, ist in den Zeiten der Stagnation das Salär ein Thema. Für viele ist der Aufbau einer soliden finanziellen Basis eines der wichtigsten Ziele.

Anders als bei der Generation vor der New Economy, die sich durch hohes Vertrauen in die Zukunft auszeichnete und entsprechend davon ausging, selber viel Geld verdienen zu können, herrscht im Jahr sechs nach dem Absturz Ernüchterung: An dritter Stelle der Wünsche an den Arbeitgeber nennen die Ingenieure und Naturwissenschaftler eine gute Altersvorsorge.

Ganz im Zeichen der Zeit ist die schwindende Bedeutung der Work-Life-Balance. Weniger als die Hälfte halten diese für wichtig. Vor einigen Jahren lag der entsprechende Wert noch bei weit über sechzig Prozent. Auch der Wunsch nach mehr Freizeit ist zurückgegangen. An ein Sabbatical zu denken, trauen sich die Absolventen kaum noch. Verschwunden sind auch die grossen Träume von der Selbständigkeit: Nur jeder Zehnte möchte ein eigenes Unternehmen gründen.

Die Angestelltenmentalität hat in den Köpfen der Jungen Einzug gehalten.