Ein Ereignis versetzt jedes Frühjahr die Personalabteilungen der Schweizer Grossfirmen und Beratungsunternehmen in eine fast fieberhafte Erwartungshaltung. Die Stunde der Wahrheit kommt im April. Dann entscheidet sich, ob die Pole Position beim harten Kampf um die besten Leute von morgen gesichert ist oder ob man noch mehr Anstrengungen unternehmen muss, um reelle Chancen zu haben, die wirklich guten Nachwuchstalente an Bord zu holen. Die Verleihung der Universum-Awards und das Ranking der beliebtesten Arbeitgeber beim Kadernachschub offenbaren Sieger und Verlierer im Wettbewerb um die Leistungsträger von morgen.

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«Bei den jungen Ingenieuren und Naturwissenschaftlern hat es in diesem Jahr eine echte Überraschung gegeben», sagt Jacob Andelius, Country Manager Switzerland von Universum. Das zeigt, dass auch ein Newcomer aus dem Stand eine Spitzenposition erreichen, einen begehrten Universum-Award abstauben und den Big Players Konkurrenz machen kann. In Zürich präsentiert das schwedische Beratungsunternehmen Universum die Rangliste der idealen und der beliebtesten Arbeitgeber beim Schweizer Kadernachwuchs genau am Erscheinungstag der BILANZ, die exklusiv über die Ergebnisse der diesjährigen Befragung der Absolventen berichtet.

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Das jährliche Ranking und die Awards für die beliebtesten Arbeitgeber sind für die Graduate-Recruiting-Verantwortlichen in den Unternehmen die Testgrösse, um ihren Erfolg beim Imageaufbau unter den Studierenden zu beurteilen. Die Wahl ist eindeutig. Wer in der Schweiz mit einem BWL-Abschluss die Uni oder Fachhochschule verlässt, hat ein Ziel fest im Visier: die UBS. Das ist das Ergebnis der diesjährigen Umfrage unter fast 3900 Absolventen, die Universum durchgeführt hat und die 2007 noch breiter abgestützt ist als in den Jahren zuvor. Zwei andere Grosse, die Credit Suisse und Nestlé, folgen auf den Plätzen zwei und drei. In der Spitzengruppe der Top Ten tummelt sich fast alles, was auch im SMI Rang und auch sonst einen klingenden Namen hat – von Novartis über Swatch bis zu McKinsey oder PricewaterhouseCoopers. Damit hat sich die Präferenz der Wirtschaftsabsolventen im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert.

Anders sieht es bei den jungen Ingenieuren und Naturwissenschaftlern aus. Aus den Tiefen des Rankings der vergangenen Jahre ist Logitech aufgetaucht. Als fulminanter Auftakt hat sie sich auf den ersten Platz der Topadressen geschoben. In der Vergangenheit war die Schweizer Computermaus-Schmiede weit abgeschlagen. Den Sprung an die Spitze hat der Weltmarktführer für PC-Peripherie einer verstärkten Präsenz bei seiner Zielgruppe zu verdanken: Die guten Angebote als Arbeitgeber sind auf dem Campus angekommen. Durch das Vorpreschen des Hightech-Unternehmens wurde die traditionelle Spitzengruppe aus ABB, Siemens und IBM um einen Tabellenplatz nach hinten geschoben. Die ABB ist nach wie vor auf einen der ersten Plätze abonniert. «Bei der ABB habe ich einfach die besten Möglichkeiten, viele interessante Aufgaben anpacken zu können», sagt Philipp Schneider, der seit etwas mehr als zwei Jahren bei dem Technologiekonzern arbeitet. Den Ausschlag, seine Unterschrift unter den Arbeitsvertrag zu setzen, haben neben dem guten Ruf der Firma auch die guten Aussichten gegeben, innerhalb desselben Unternehmens im Laufe der ersten Jahre verschiedene interessante Aufgaben wahrnehmen zu können. Bei einem KMU wäre dies kaum möglich gewesen. Da bedeutet der Wunsch nach Veränderung oft einen Firmenwechsel. Auch die Aussicht auf eine bessere Work-Life Balance, für die das Unternehmen steht, war wichtig für die Wahl von ABB.

«Wir unterscheiden in unserem Ranking zwischen den idealen Arbeitgebern und den beliebtesten, bei denen sich die Studierenden dann tatsächlich beworben haben», sagt Schweiz-Chef Andelius. So rangiert etwa Coca-Cola als idealer Arbeitgeber auf dem fünften Platz der Traumliste. Was die wirklichen Bewerbungen betrifft, kommt das Unternehmen auf den 13. Platz. Solche Unterschiede spiegeln das Angebot an Stellen wider. Für die Unternehmen bieten die Ergebnisse einen vertieften Einblick in die Erwartungen der Studierenden. So werden die Absolventen nach den Karrierezielen befragt: Internationales Arbeiten, herausfordernde Aufgaben und eine ausgewogene Work-Life Balance sind dem Nachwuchs wichtig.

Markus Schwaigkofler zum Beispiel ist selbst in der bunten Truppe unter den Unternehmensberatern bei der Boston Consulting Group (BCG) in Zürich ein ziemlicher Exot. Der junge Österreicher, der vor anderthalb Jahren bei den Beratern anheuerte, hat fünf Semester in einem Priesterseminar zugebracht, bevor er sich entschied, nicht katholischer Geistlicher zu werden. Daher ging er nach dem Studium der Theologie und Philosophie und seiner Doktorarbeit zu den Beratern: «Ich habe eine spannende, intellektuell anspruchsvolle Aufgabe in einem internationalen Top-Unternehmen gesucht.» Diese Erwartungen haben sich bisher voll erfüllt: Nach einem knapp einjährigen Projekt in Wien im Financial-Services-Bereich durfte er sich in den letzten drei Monaten für das World Food Programme in Rom ins Zeug legen. Bei solchen Pro-bono-Projekten stellt BCG Know-how und Arbeitskräfte zur Verfügung, um eine sozial wichtige Aufgabe zu unterstützen. Nun geht es für einige Monate zurück nach Zürich, ehe dann ein Auslandeinsatz auf dem Programm steht.

«Es gibt grosse Unterschiede zwischen dem, was Männer und Frauen von ihrem ersten Arbeitgeber erwarten», sagt Universum-Mann Andelius. Zum ersten Mal in der über zehnjährigen Geschichte der Universum-Studie sind die Ansprüche der Geschlechter separat erfasst und analysiert worden. Auf den ersten beiden Plätzen der Arbeitgeber sowohl der Männer als auch der Frauen mit Wirtschaftsstudium finden sich die UBS und die Credit Suisse. Auf den folgenden Plätzen gibt es aber erstaunliche Diskrepanzen. Die Frauen zeigen zum Beispiel eine wesentlich höhere Präferenz für einen Job bei der Bundesverwaltung, bei Kuoni, dem Roten Kreuz oder der Lufthansa-Tochter Swiss. Der Kosmetik-Konzern L’Oréal rangiert bei ihnen gar auf Platz vier direkt hinter Nestlé.

Bei den Männern tummeln sich die grossen Namen, die eine glänzende Karriere im internationalen Umfeld verheissen, auf den vorderen Plätzen. Da finden sich nach der Grossfinanz McKinsey oder PricewaterhouseCoopers. Das macht deutlich: Männer bevorzugen das prestigeträchtige Big Business, in dem mit den Ellbogen gekämpft wird. Das von den Männern favorisierte harte Arbeitsklima suchen Frauen offenbar weniger. Sie bevorzugen ein anderes Umfeld, um ihren beruflichen Ehrgeiz entfalten zu können. Bei den Frauen sind die Branchen Marketing, PR und öffentlicher Dienst top. Bei den Männern stehen das Ingenieurwesen und die Unternehmensberatung an der Spitze.

«Arbeitgeber müssen reagieren, wenn sie für hoch qualifizierte Frauen attraktiv sein wollen», sagt Andelius. Frauen setzen andere Prioritäten, und sie haben im Berufsleben ein anderes Wertesystem. Wer vermutet hat, dass die jungen Frauen durch das nassforsche Auftreten der jungen Männer an die Wand gedrückt werden, liegt richtig. Die Männer strotzen nur so von Selbstbewusstsein. Doppelt so viele wie bei den Frauen sprechen sich Führungseigenschaften zu. Bescheiden sind die Frauen auch bei ihren Saläransprüchen. Während bei den Männern fast 32 Prozent ein Anfangssalär von über 75 000 Franken erwarten, haben diesen Anspruch bei den Frauen ein Drittel weniger.

Angesichts solcher Ergebnisse erstaunt es nicht weiter, dass weniger Frauen die Karriereleiter hinaufklettern: Sie trauen sich weniger zu. Die jungen Männer überholen sie unterdessen rechts und kommen dank der hohen Meinung, die sie von sich selber haben, schneller nach oben. Dabei hilft ihnen auch ein gerüttelt Mass an Egoismus. Von den Männern hält sich nur ein Drittel für verantwortungsbewusst; das sind deutlich weniger als bei den Frauen.

Die Frauen bremsen sich selber, denn einige Indizien deuten darauf hin, dass sie eigentlich ehrgeiziger sind und härter arbeiten. Frauen wollen häufiger mit Herausforderungen konfrontiert werden als Männer. «Frauen sollten sich nicht unter Wert verkaufen», sagt Jacob Andelius.