Am 17. April publizierte die Bank Cler ihren Geschäftsbericht zum Jahr 2018. Wirklich interessiert hat das kaum noch einen, denn die wichtigsten Zahlen hatte die Bank bereits im Februar an einer Pressekonferenz vorgetragen.

Damit ging die Rechnung für sie auf. Was «wichtige Zahlen» sind, konnte die Bank bestimmen. Alle anderen Informationen blieben der Öffentlichkeit zunächst verborgen.

Angaben zu Löhnen kommen erst später

Die Unsitte hat sich breitgemacht. Vor allem Banken, aber zunehmend auch Versicherungen und Unternehmen aus anderen Branchen, zeigen an ihren Jahresmedienkonferenzen nur einen Ausschnitt aus dem Zahlenreigen. Oft sind das um Sondereffekte «bereinigte» Zahlen oder Kennzahlen, für die es keine harten Standards gibt. Auch Angaben zu den Löhnen, Bonussystemen, Abschreibungen oder Rechtsfällen stehen meist erst im ausführlichen Bericht. Dieser wird dann nachgeschoben, wenn niemand mehr daran denkt. Meist wird er ohne viel Brimborium irgendwo ins Netz gestellt.

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Transparenz ist wichtiger als Tempo

Natürlich geht es auch anders. Sei es bei den Pharmamultis Roche und Novartis, die beweisen, dass man auch Ende Januar einen kompletten Bericht vorlegen kann. Sei es beim Versicherer Mobiliar, der sich für gewöhnlich bis im April Zeit lässt, bevor der Firmenchef – voll dokumentiert – vor die Medienschaffenden tritt. Tempo ist gut. Transparenz ist in diesem Fall aber wichtiger.

Und damit das nicht vergessen geht: Bank-Cler-Chefin Sandra Lienhart bezog im vergangenen Jahr 936 022 Franken Lohn – einen Vierzigstel des Jahresgewinns. Das steht so nur im Geschäftsbericht.

Michael Heim Handelszeitung
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