Urs Rohner, seit 2011 Präsident der Credit Suisse, steht derzeit im Gegenwind: Verschiedene institutionelle Investoren haben angekündigt, seine Wiederwahl an der kommenden Generalversammung vom 28. April zu bekämpfen. Auslöser für die Kritik aus Aktionärskreisen sind vor allem die hohen Boni fürs Management angesichts eines Jahresverlustes in Milliardenhöhe. Auch der strategische Zickzack-Kurs wurde nicht honoriert: So hatte die CS 2015 einen Teilbörsengang des Schweizer Geschäfts als Kern eines strategischen Neuaufbruchs verkündet – ein Plan, der nun abgeblasen und durch eine Kapitalerhöhung ersetzt wird.

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Dass ihn die Welle der Kritik aus dem Amt schwemmen wird, befürchtet Rohner nicht: «Ich gehe aufgrund von verschiedenen Gesprächen mit vielen Aktionären davon aus, dass ich von der Mehrheit getragen werde».

Wie tief dürfte der Prozentsatz der Zustimmung sinken, bis er von sich aus den Rückzug einleiten und sein Amt zur Verfügung stellen würde? «Für mich gibt es nicht ein abstraktes Signal», so Rohner. «Für mich wäre es ein Signal, wenn ich von wirklich massgebenden Aktionären hören würde, dass sie mit meiner strategischen Ausrichtung nicht zufrieden sind. Das habe ich bis jetzt noch nicht gehört. Noch nie.», betont er. So sei die Frage um einen möglichen Rücktritt eine etwas hypothetische Diskussion: «Ich betrachte meine Aufgabe weiter, die CS als Präsident in die Zukunft zu führen.»

Subtil austrarierte Partikularinteressen

Die Unbekümmertheit, die er an den Tag legen kann, liegt an einer einzigartigen Kombination von zersplitterter Macht und Eigeninteressen im Aktionariat, die Rohner geschickt austariert hat. So hat die Credit Suisse etwa ihre beiden grossen Aktionäre aus dem arabischen Raum, den Staatsfonds von Katar und die saudi-arabische Olayan Group, mit grosszügigen Zinskonditionen für das Geld belohnt, welches sie der Bank zur Kapitalstärkung gewährt haben.

Der drittgrösste Aktionär wiederum, die US-Gesellschaft Harris Associates, hat sich selber in eine Ecke manövriert. Harris setzte nach der Berufung des neuen CEO Tidjane Thiam auf die neuen strategischen Versprechungen von Rohner und kaufte nochmals massiv zu. Jetzt ist sie auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass der Kurs wieder steigt. Kritik würde da nur schaden und die Skepsis im Markt weiter befeuern. Auffallend ist, dass bei den Grossaktionären ohne Verbandelung die Skepsis gegenüber Rohner deutlich höher ist.

Lesen Sie in der neuen «Bilanz»: Seit sechs Jahren im Amt, hat der Präsident der Credit Suisse die Leistungsziele verfehlt. Aber in einer Disziplin ist Urs Rohner Spitze: als gewiefter Taktiker des Machterhalts. Wie er sich auf dem Chefsessel hält - ab Freitag am Kiosk oder mit Abo jeweils bequem im Briefkasten.