Die beiden Chefs der Deutschen Bank halten einen Wandel im Privatkundengeschäft der Geldhäuser in Europa für dringend nötig. «Diese Einheiten sind zu klein, um langfristig alleine überleben zu können», sagte Jürgen Fitschen in einem gemeinsamen Interview mit seinem Amtskollegen Anshu Jain der «Welt am Sonntag».
Die Märkte in Kontinentaleuropa seien im Gegensatz zu den USA oder Grossbritannien zersplittert. Die derzeit niedrigen Zinsen erschwerten eine attraktive Rendite zusätzlich. Niedrigere Kosten seien daher unvermeidlich. «Und das betrifft nicht nur die Deutsche Bank: Kostensenkungen sind in der gesamten Branche überfällig.» Für das Frankfurter Geldhaus sei das Privatkundengeschäft aber essenziell. Zu konkreten Plänen für diese Sparte äusserte er sich aber nicht.
Keine Universalbank ohne Privatkundengeschäft
Fitschen betonte, dass es unverantwortlich sei, über die Veräusserung irgendwelcher Geschäftsbereiche zu spekulieren, einschliesslich der Postbank. So hatte sich die Bank schon am Donnerstag geäussert, nachdem das «manager magazin» vorab berichtet hatte, dass zumindest für den langjährigen Chef-Investmentbanker Jain auch ein Verkauf der seit 2010 mehrheitlich zum Konzern gehörenden Postbank kein Tabu mehr sei .
Eine grosse Privatkundenbank im europäischen Ausland zu übernehmen, sei derzeit kein Thema, betonte Fitschen. Aber: «Wenn man sich auf dem nationalen Markt positioniert hat, stellt sich zwangsläufig die Frage, was als Nächstes kommt.» Das Geschäftsmodell müsse im Interesse der Kunden, aber auch der Aktionäre liegen. «Wir können keine globale Universalbank sein, wenn wir unsere Ambitionen aufgäben, auch eine Privatkundenbank zu sein. Aber alles muss letztlich den Test bestehen, ob es auch wirtschaftlich ist.»
(reuters/ise)