Er ist schon der vierte Chef in nur neun Jahren: Seit dem 1. Oktober ist Christian Hennerkes als CEO für die Geschicke des Industriekonzerns Von Roll zuständig. Vorgänger Achim Klotz habe angesichts der harzigen Sanierung zunehmend zermürbt gewirkt, wird aus seinem Umfeld berichtet. Klotz wollte auf Anfrage der «Bilanz» keine Stellung nehmen.

Hennerkes, ehemals in Diensten des Strategieberaters Boston Consulting, hat Erfahrung mit Familienaktionären, war er doch unter anderem für die Unternehmensgruppe Müllermilch tätig, wo er nach 2005 zusammen mit den Söhnen Stefan und Theo Müller den Generationenwechsel aufgleisen sollte.

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Fass ohne Boden

Eine noch schwierigere Aufgabe hat ihm nun die Familie von Finck aufgetragen, die 63 Prozent an Von Roll hält und mit August François von Finck auch im VR vertreten ist. Hennerkes muss bei der chronisch defizitären Industrie-Ikone endlich den Turnaround bewerkstelligen. Denn die Firma ist für die von Fincks zu einem Fass ohne Boden geworden. Im ersten Halbjahr 2016 resultierte erneut ein Verlust von elf Millionen Franken. In den letzten vier Jahren kumulierten sich Verluste von über 200 Millionen. Die Eigenkapitalquote ist auf 14 Prozent geschrumpft, was «im Drittvergleich zu tief» sei, wie Von Roll selber zugibt.

Nun mussten die von Fincks nochmals geradestehen. Am 24. Oktober läuft eine Anleihe in Höhe von 150 Millionen Franken aus. Sie wurde ersetzt durch eine Wandelanleihe in gleicher Höhe, die am 11. April ausgegeben wurde, mit Fälligkeit im Jahr 2022. Die Familie von Finck hatte die Zeichnung schon vorab zugesagt und angekündigt, auch alle nicht gezeichneten Anleihen zu erwerben. Wie viele es genau sind, gibt Von Roll nicht bekannt. Mit der Platzierung der Wandelanleihe wurde die Refinanzierung der im Oktober fälligen Anleihe vorzeitig sichergestellt. Derzeit ist der festgesetzte Wandlungspreis von einem Franken angesichts des Aktienkurses von nur rund 70 Rappen unattraktiv.