Damit hatten die Experten nicht gerechnet: Die Credit Suisse hat im ersten Quartal 170 Millionen Franken verdient. Das ist zwar deutlich weniger als der Gewinn von gut einer Milliarde vor einem Jahr. Doch in den letzten beiden Quartalen hatte die Credit Suisse noch hohe Verluste erlitten, für die ersten drei Monate betrug das Minus 302 Millionen Franken.

Die Experten lagen mit ihrer Prognose deutlich daneben: Sie sagten gemäss der Agentur AWP im Schnitt einen Verlust von 168 Millionen Franken voraus. Mit dem Quartalsgewinn steigen die Chancen für die Aktionäre, dass die Dividende der CS unverändert bleibt – im Vorfeld war wegen des erwarteten Verlusts spekuliert worden, dass die CS eine solche Kürzung erwägen könnte.

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Alle Divisionen mit schwarzen Zahlen

Vor allem im Handelsgeschäft arbeitete die Credit Suisse deutlich besser als gedacht. Die Division «Global Markets», welche sich um den Handel mit Aktien und Anleihen kümmert, fuhr einen Vorsteuergewinn von 154 Millionen Franken ein.

Auch für die übrigen Divisionen legte die CS schwarze Zahlen vor: Die Schweizer Universalbank erzielte ein Vorsteuerergebnis von 453 Millionen Franken. Die Asien-Division (APAC) und die Internationale Vermögensverwaltung verzeichneten ein Vorsteuerergebnis von 206 Millionen beziehungsweise 245 Millionen Franken. Im Investmentbanking (IBCM) verdiente die CS vor Steuern 135 Millionen Franken.

Skeptische Experten

Die Analystengemeinde zeigte sich trotz der schwarzen Zahlen aber nicht überzeugt. Schliesslich resultierte der Gewinn auch dank Sonderfaktoren. So löste die Bank Kredit-Rückstellungen auf und hatte tiefere Kosten für das Restrukturierungsprogramm, als erwartet worden war.

«Der normale Geschäftsgang hat sich im Rahmen des Erwarteten bewegt», schreibt die Bank Vontobel. Die IG Bank streicht einen weiteren Sondereffekt hervor: Im Investment Banking profitierte die CS stark vom intensiven Handel, welcher nach dem Brexit-Entscheid folgte.

Auch die Anleger reagierten nur zu Beginn positiv auf den Gewinn: Die CS-Aktie stieg anfänglich um 2,9 Prozent, im Lauf des Vormittags sank der Kurs aber ins Minus. Kurz nach 14.00 Uhr wurde die Aktie 3,12 Prozent tiefer bei 11,19 Franken gehandelt.

Viel frisches Geld erhalten

Die Bank zeigte aber durchaus Fortschritte: So konnte sie in ihrem Zukunftsgeschäft, der Vermögensverwaltung, viel neues Geld einsammeln: Über alle Divisionen hinweg wurden ihr 11,3 Milliarden Franken anvertraut. Das ist zwar etwas weniger als erwartet, gemäss der Bank Vontobel aber ein ordentliches Resultat: «Die CS scheint im Wealth Management weiterhin eine attraktive Adresse zu sein.»

Auch bei ihrem Sparprogramm kommt die Bank voran. Der Geschäftsaufwand der Gruppe sank um 6 Prozent auf 4,9 Milliarden Franken. Die Zahl der Stellen verringerte sich gegenüber dem Vorquartal um rund ein Prozent.

Sparziel dürfte erreicht werden

Die Bank sieht sich auf Kurs, in diesem Jahr wie angekündigt 1,7 Milliarden Franken einzusparen. Bis 2018 will die CS mit ihrem Sparpaket die Kosten um brutto 4,3 Milliarden Franken senken. 6000 Stellen sollen dadurch wegfallen. Die CS stärkte zudem ihre Kapitalpolster. Ihre harte Kapitalquote (CET) stieg auf 11,8 Prozent von 11,4 Prozent im Vorquartal.

Konzernchef Tidjane Thiam sieht das Quartalergebnis als Zeichen, dass seine Strategie zu wirken beginnt – trotz der schwierigen Marktbedingungen. «Wie zeigen Fortschritte», betonte Thiam in einer Telefonkonferenz.  Er bekräftigte seine Sicht, dass der Aktienkurs zu tief sei. «Er wird von externen Faktoren gedrückt», sagte der CEO – etwa dem Brexit-Entscheid oder den Börsenturbulenzen in China.

Thiam stellt sich gegen das Übernahmegerücht

Zwar hat der Kurs sich seit dem historischen Tiefststand von unter zehn Franken Anfang Juli leicht erholt. Doch der Börsenwert der CS bleibt weit unter dem Bilanzwert. Es halten sich Gerüchte, dass die zweitgrösste Schweizer Bank übernommen werden könnte.

Thiam nutzte die Gelegenheit, um diese Spekulationen aus der Welt zu schaffen: «Wenn wir ein Übernahmeobjekt wären, würde unsere Aktie höher gehandelt», sagte Thiam. Zudem wäre eine Übernahme wegen der regulatorischen Vorgaben nur schwer zu bewerkstelligen.