Als Pilot wissen Sie, dass man jedes Risiko meiden muss. Warum setzen Sie sich trotzdem auf den Schleudersitz bei SkyWork Airlines?
Martin Inäbnit: Es ist kein Schleudersitz. Mich interessieren Jobs, bei denen man etwas bewegen kann. Und bei SkyWork kann man viel bewegen. Sicher, es gibt Risiken – auch für mich persönlich. Doch ich glaube, dass es gelingen wird, von Bern aus eine kleine Regionalfluggesellschaft erfolgreich zu betreiben.

Bern ist aber klein – wo sehen Sie das Potenzial?
Der Markt in Bern ist sicherlich endlich. Wir müssen daher wählerisch sein und nur das machen, was uns wirklich Geld einbringt. Wir können nicht Easyjet sein und auch nicht die Lufthansa. Wir sind eine kleine Airline für das Einzugsgebiet Bern, das immerhin rund zwei Millionen Menschen zählt. Wir bieten im Sommer Urlaubsziele wie Menorca oder Split an, und das ganze Jahr über bedienen wir Grossstädte wie Berlin, London oder München. Das läuft gut.

Aber zum Flughafen Bern zu kommen, ist eher mühsam – auch für Berner.
Ja, die Zugangsstrasse ist eng und holperig, und die Busverbindungen müssten dringend verbessert werden. Bern ist diesbezüglich Provinz. Das hat aber auch seine Vorteile. So sind Sie nirgends so schnell vom Auto beim Flugzeug wie hier. Die Wege sind extrem kurz. Das Check-in und die Sicherheitskontrolle dauern nur Minuten. Lange Warteschlangen gibt es in Bern nicht.

Etihad attackiert mit Etihad Regional viele Airlines auch im Regionalgeschäft.
Wenn Etihad Regional kommen und dieselben Strecken wie wir fliegen würde und das für 20 Franken weniger pro Ticket – dann hätten wir ein Problem. Das, was nun auf der Strecke Lugano–Zürich zwischen Swiss und Etihad passiert, das könnten wir uns nicht leisten. Das wäre unser Aus. Wir haben in Bern aber einen gewissen Heimatschutz. Unser Potenzial besteht darin, unser Geschäft als Berner Airline mit Flügen ab Bern noch auszubauen. Hinzu kommt: Viele Einwohner unserer Region wissen noch gar nicht, dass es uns gibt. Das werden wir ändern.

Der bisherige Leistungsausweis von Skywork ist aber wenig ermutigend.
Ich habe den Eindruck, das bisherige Management war, salopp gesagt, vom Wahnsinn umzingelt. Da wurde Geld in grossen Mengen für oft unsinnige Dinge verbrannt. Nun fangen wir wieder bei null an.

Geben Sie uns Beispiele.
Es wurde beispielsweise ein riesiges Flugzeugmodell für 7000 Franken gekauft, das dann einfach in einem Büro herumstand. Oder man liess alle Schränke mit grünen Strichen bemalen – obwohl die Räumlichkeiten hier in Belp nur gemietet sind.  Doch das alte Management gab auch für andere Dinge unnötig viel Geld in wirklich grossem Stil aus. Zum Beispiel liess man sich weltweite Markeneintragungen grosse Summen kosten, und wir bezahlen heute noch Anwaltsrechnungen für diese Vorgänge. Zudem gab es Flugzeugversicherungen, mit denen wir von der Risikodeckung her gesehen auch in Afghanistan, Syrien oder anderen Krisengebieten hätten fliegen können.

Auch interessant
 
 
 
 
 
 

Geht es heute nicht mehr um Leben und Tod?
Nein, das liegt hinter uns. Skywork ist nicht mehr in akuter Gefahr – solange keine Krise aus dem Nichts auftaucht, welche die gesamte Branche treffen würde.

Sie müssen also nicht bald doch die Reissleine ziehen?
Nein, das müssen wir nicht. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hat uns eine unbefristete Bewilligung erteilt. Das tut das Bazl nur, wenn genug Geld vorhanden, die Struktur angepasst und der Businessplan konsistent ist.

Wann werden Sie erstmals Gewinn machen?
Werden wir das je? Wir müssen da ehrlich sein: Skywork wird nie viel Geld einspielen, eine schwarze Null reicht uns vorerst. Aber wir können sicherstellen, dass es in Bern für die lokalen Unternehmungen, für die Verwaltung und die Bevölkerung des Grossraums Bern eine Fluggesellschaft mit Direktflügen gibt und dass wir kein Geld verlieren.

Werden Sie dennoch neue Flugzeuge beschaffen?
Unsere Dornier Do328 ist ein gutes Flugzeug. Aber 31 Plätze sind einfach zu wenig. Für manche Routen ist das zwar okay, aber generell müssten wir mehr Passagiere auf einem Flug transportieren können. Wir brauchen einen 50-Plätzer. Die Dornier Do 328 ist der grösste Bremsklotz für eine weitere Entwicklung. Zudem stehen bei mehreren unserer Flugzeuge grosse und teure Revisionen an. Das lohnt sich nicht mehr. Wir werden daher ganz sicher auf einen -anderen Typ wechseln. Unsere Leasingverträge laufen noch bis Ende 2016. Wir können jedoch früher aussteigen. Eine Umflottung ist allerdings nicht über Nacht machbar. Das braucht mindestens ein Jahr.

Lesen Sie das ganze Interview in der neuen «Handelszeitung», ab heute am Kiosk oder mit Abo bequem jede Woche im Briefkasten.