Donald Trump hat ein zentrales Wahlversprechen aufgegleist: Der neue US-Präsident unterzeichnete ein Dekret, um eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Die Chancen scheinen gut, dass Trump sich durchsetzt. Seine republikanische Partei stellt die Mehrheit in beiden Parlamentskammern und unterstützt den Plan.

In den USA bleibt der Mauerbau umstritten. Schliesslich bezweifeln die meisten Experten, dass mit einer Mauer die illegale Einwanderung tatsächlich gebremst werden kann. Schon unter Präsident George W. Bush wurden entlang der Südgrenze hunderte von Kilometer lange Grenzzäune errichtet, das Problem ist nicht verschwunden.

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Viele Verlierer, ein Gewinner

In der Kritik stehen aber auch die Kosten von mindestens 12 Milliarden Dollar – und Donald Trumps Idee, sie zu finanzieren: Trump will Mexiko zwingen, für den Bau zu bezahlen. Weil sich das Land weigert, sollen die USA nach dem Willen von Trump deshalb Zölle auf mexikanischen Produkten erheben.

Ein solches Vorgehen würde in der Wirtschaft grossen Schaden anrichten. Zumindest ein Sektor könnte aber kräftig von der Mauer profitieren – die Bauindustrie. Nutzniesser wären insbesondere die Zementhersteller, schliesslich will Trump ausdrücklich eine Mauer aufstellen und keinen Zaun. Über zwei Millionen Zement wären für Bauwerk nötig, schätzt die US-Beratungsfirma Bernstein – für diese Rechnung geht sie von einer 1600 Kilometer langen Mauer von 37 Meter Höhe aus.

Die Karten sind verteilt

Nun lässt sich bereits sagen, welche Zementhersteller wahrscheinlich am meisten Aufträge erhalten würden – jene, die bereits jetzt Werke in Grenznähe haben. «Die Akteure, welche bereits vor Ort sind, werden profitieren», sagte Bernstein-Analyst Nick Timpson. Schweres Baumaterial lässt sich nicht kostengünstig über weite Strecken transportieren, und ein Zementwerk kann nicht schnell gebaut werden – es sind hohe Investitionen nötig.

Die besten Karten hat ausgerechnet Cemex: Der mexikanische Zementhersteller hat beidseits der Grenze Fabriken, wie Bernstein im Bericht aufzeigt. Auch Konkurrenten wie die US-Firma CalPortland oder die deutsche HeidelbergCement dürfen auf Aufträge hoffen. Zumindest der Chef von HeidelbergCement tut dies bereits: Mit Werken in den Bundesstaaten Texas und Arizona wäre sein Konzern im Falle eines Mauerbaus «nicht schlecht bedient», sagte Bernd Scheifele letzten Herbst.

LafargeHolcim produziert fernab der Grenze

Der Weltmarktführer LafargeHolcim könnte aber fast leer ausgehen: Zwar ist das Schweizer Unternehmen sowohl in den USA wie auch Mexiko einer der grossen Anbieter – doch es produziert nicht in Grenznähe. LafargeHolcim-Chef Eric Olsen wollte bislang nicht zu der Mauer Stellung nehmen.

Indirekt würde die Mauer LafargeHolcim aber dennoch nützen: Der Bau einer 1600-langen Betonmauer könnte die Zementnachfrage in den USA um bis zu ein Prozent steigern, schätzt Bernstein. Davon würde der Schweizer Konzern profitieren, schliesslich hat er dort einen Marktanteil von rund 20 Prozent. Und falls Trump wie versprochen riesige Investitionen in die US-Infrastruktur tätigt, winken LafargeHolcim zusätzliche Geschäfte. «Wird sind erfreut, dass dieses Thema auf den Tisch kommt», sagte CEO Olsen letzten Herbst dazu zur Agentur Reuters.