Die Nachricht tönt zunächst unspektakulär: Die chinesische Haushaltgerätefirma Midea will für 4,5 Milliarden Euro mindestens 30 Prozent am deutschen Roboterbauer Kuka kaufen. Kuka beliefert mit seinen Industrierobotern vor allem die Autohersteller. Die Roboterarme bauen die Fahrzeuge von Volkswagen, BMW oder Mercedes zusammen. Sogar Tesla fertigt seine Elektroautos mit den Maschinen aus Deutschland.

Kuka ist eine Perle der deutschen Industrie - und deshalb ist aus  der Wirtschaftsmeldung inzwischen ein Politikum geworden: In Deutschland herrscht Unbehagen, dass eine der führenden Technologiefirmen in chinesische Hände übergehen soll.

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Gabriel fordert eine europäische Lösung

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und der EU-Digitalkommissar Günther Oettinger haben öffentlich ein europäisches Gegenangebot gefordert. «Wir sollten auf die Zukunftsträger der europäischen Wirtschaft besonders achten», liess sich Oettinger zitieren. Gabriel ging offenbar sogar soweit,  persönlich bei Unternehmen für eine Gegenofferte zu weibeln – er habe ABB und Siemens angefragt.

Für ABB wäre Kuka eine interessante Übernahme: Denn als Spezialistin für Roboter ist die bayrische Firma in einem Markt tätig, wo ABB wachsen will. Gemäss dem «Wall Street Journal» würden die Schweizer ein Angebot vorlegen, sollte Kuka auf sie zukommen. Allerdings bietet Midea mit 115 Euro pro Aktie einen relativ hohen Preis für den Roboterbauer, was ABB abschrecken könnte.

ABB nimmt sich nicht aus dem Spiel

Bis dato hält sich der Schweizer Elektrotechnikonzern alle Möglichkeiten offen. Noch Anfang Woche zog es der ABB-Chef gegenüber der Agentur Bloomberg vor, nicht über Kuka zu sprechen. Zugleich betonte Ulrich Spiesshofer jedoch, dass sein Unternehmen im Robotergeschäft wachsen will.

Wenn die Schweizer zum Weissen Ritter für Kuka werden wollen, müssen sie sich beeilen. Bis Mitte Juli will Midea die Übernahme von Kuka abschliessen. Wichtige Aktionäre haben bereits den Glauben an eine Gegenofferte verloren. Auch die Anleger spekulieren offenbar nicht mehr auf ein Konkurrenzangebot: Die Kuka-Aktie schloss am Dienstagabend mit einem Abschlag von 1,03 Prozent auf 106,05 Euro – letzte Woche hatten die Spekulationen den Kurs auf über 113 Euro hochgetrieben.