«Das Bankensystem ist meiner Ansicht nach pleite und nur dank der Stützen der Zentralbanken und der Politik noch nicht zusammengebrochen», sagt der in Asien wohnhafte Schweizer Investor Marc Faber. Anleger müssten jetzt primär sicherstellen, dass sie ihren Reichtum noch erhalten können. «Nachdem ich während Jahren Rohstoffe propagiert habe, bin ich seit März dieses Jahres auch gegenüber dieser Anlageklasse kritisch», räumt Faber gegenüber der «Handelszeitung» ein. «Investoren sollten einen Teil ihres Vermögens in Immobilien halten, bevorzugt in solchen ohne Hypotheken.» Zudem empfiehlt er Bargeld und Obligationen bester Qualität. Sicherheit würden auch Aktien von Nestlé und Novartis bieten.

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Jetzt Reformen anpacken

Nikolaus Senn, ehemaliger VR-Präsident der Schweizerischen Bankgesellschaft SBG, fordert Mut zu Reformen. «Den Bankmanagern ist die Krise derart in die Knochen gefahren, dass sie sich künftig aus eigenem Antrieb zurückhalten und Bereitschaft für schärfere Regeln signalisieren», glaubt Senn. Die neuen Regeln sollten schnell festgelegt werden, solange den Bankvertretern der Schrecken noch in den Knochen stecke. «Die Regulatoren werden die Schraube anziehen, sobald man wieder Licht am Ende des Tunnels sieht», erwartet Senn. Die Aufsicht über die Banken müsse strenger werden.

Die Risiken unterschätzt

Niklaus Blattner, der von 2003 bis 2007 Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank war, verlangt angesichts der Krise eine internationale Diskussion. Aber: «Die Verantwortung für seine Banken sollte jedes Land selber wahrnehmen.» Nur der eigene Steuerzahler sei im Notfall bereit, für die Rettung von Banken zu bezahlen.

Der Ex-Notenbanker räumt gar Fehler ein. «Es ist extrem unpopulär, in guten Zeiten einzugreifen. Niemand ist gerne derjenige, der eine Party verdirbt», sagt er. Zudem habe die makroökonomische Situation dazu beigetragen, dass das Finanzsystem stabiler schien als es eigentlich war.

«In letzter Zeit gab es ein paar Teilkrisen, die leicht bekämpft werden konnten. In der Folge hat man das Risiko, dass etwas Grösseres kommen könnte, zunehmend unterschätzt», gibt er zu. Auch künftig bleibe die Lage heikel: «Die Banken vertrauen einander nicht, weil das Eigenkapital nicht genügt. Und Eigenkapital ist knapp, weil viele Bankbilanzen noch zu viele Risiken enthalten.»

Rezession erreicht Europa

Dass sich Europa und Asien doch noch vor einer Konjunkturkrise in den USA retten können, daran glaubt auch Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz nicht. «Ein Teil von Europa befindet sich bereits in der Rezession», konstatiert er im Interview und betont: «Zuerst haben wir unsere Ramschhypotheken exportiert, nun exportieren wir die Rezession.» Das sei einer der Nachteile der Globalisierung: «Wenn ein grosses Land unter Problemen leidet, hat dies globale Konsequenzen.»