Vor rund einem Jahr lancierte die Bank Cler die erste Schweizer Smartphone-Bank namens Zak. Es war eine lokale Antwort auf Smartphone-Banken in Europa, die wegen ihres schnellen Wachstums für Schlagzeilen sorgen. So hat das Londoner Fintech Revolut in der Schweiz mittlerweile Zehntausende von Kunden.

Bislang hielt sich die Bank Cler mit Angaben zu Zak zurück. Professor Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern hat einige Angaben erhalten. Gegenüber der «Handelszeitung» bestätigt er, dass Zak aktuell rund 14'000 Kunden zählt.

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Vor allem Männer nutzen Smartphone-Banken

In seinem Blog nennt der Studiengangleiter von «Banking and Finance» weitere Entwicklungen: So sind rund 70 Prozent der Nutzer von Zak Männer, nur 30 Prozent sind weiblich. «Männer probieren gerne Gadgets aus, und sie sind etwas technikaffiner», erklärt Dietrich. Über 60 Prozent der Zak-Kunden sind zudem jünger als 35 Jahre.

Noch spannender als die Zusammensetzung der Kunden ist für Dietrich aber eine andere Entwicklung: 90 Prozent der Kunden, welche die Zak-App benutzen, sind Neukunden. «Es findet also keine Kannibalisierung der Bank statt», sagt Dietrich. Als Tochtergesellschaft der Basler Kantonalbank und hat die Bank Cler (die frühere Bank Coop) «im Schnitt eher ältere Kunden», so Dietrich. Die Kundschaft zu verjüngen hatte die Bank Coop nicht geschafft, Zak hingegen schon. 

Rebranding gelungen

Dietrich stellt Cler ein gutes Zeugnis aus und sagt: «Es ist ein gutes Beispiel für ein Rebranding. Der wichtigste Markt für Zak sei aber nicht etwa der Heimmarkt Basel, sondern Zürich. 23 Prozent der Kunden stammen aus dem bevölkerungsreichsten Schweizer Kanton. Danach folgen Waadt, Bern und Genf. 

Eine Befragung der Zak-Kunden im November 2018 hatte ergeben, dass die wichtigsten Gründe für die Wahl von Zak die kostenlose Kontführung sei, dazu die Gratis-Kreditkarte sowie die Möglichkeiteit, alles auf dem Smartphone erledigen zu können, schreibt Dietrich

Trotz des erfolgversprechenden Starts schreibt Zak rote Zahlen. Der damalige BKB-Chef Guy Lachappelle hatte bei der Lancierung von Zak kommuniziert, dass bis 2021 rund 200'000 Neukunden über die digitalen Kanäle der Bank gewonnen werden sollen. Davon ist die Bank noch weit entfernt. 

Weitere Ertragsquellen von branchenfremden Dienstleistern

Um die Erträge zu steigern, kooperiert die Smartphone-Bank mit dem Onlinehandel. Dort können Zak-Nutzer Produkte zu Sonderkonditionen kaufen, wenn sich eine genügende Anzahl Nutzer daran beteiligt. Beispielsweise können Zak-Kunden einen Gutschein von Dean & David für 15 Franken erwerben, der Wert beträgt aber 30 Franken. Bei sogenannten «Deals» können Zak-User auch ihre Geldeingänge in Gutscheine für Onlineshops eintauschen. 

Aber auch andere zusätzliche Dienstleistungen sollen für Einkünfte bei Zak sorgen. Im laufenden Jahr möchte die Smartphone-Bank ein mobiles Säule 3a-Konto lancieren. Damit ist sie aber in der Schweiz nicht mehr in der Pionierrolle.

Die WIR-Bank hat vor rund eineinhalb Jahren mit der App Viac ein solches Angebot lanciert. Viac organisiert das Alterssparen ausschliesslich über Mobile und hat inzwischen rund 8500 Kunden. Das sei «ganz beachtlich», sagt Dietrich. «Ein Startup hat es schwieriger, Neukunden zu gewinnen, weil es über weniger Marketingbudget verfügt – inbesondere bei einem Feld wie Säule 3a.»

Smartphone-Banken in der Schweiz

Neon Bank will bekannter werden

Der zweite mobile Kontoanbieter der SchweizNeon – befindet sich seit vergangenem August in der Betaphase. Neon ist im Vergleich zu Zak ein eigenständiges Startup mit Sitz in Zürich. Als Dienstleister arbeitet Neon mit der Hypothekarbank Lenzburg zusammen. 

Konkrete Zahlen will Mitgründer Michael Noorlander noch nicht nennen, sagt aber: «Unsere Kundenzahl bewegt sich im vierstelligen Bereich». Neon werde in Kürze die Betaphase abschliessen und das Angebot im Schweizer Markt bekannter machen.

Neon werde dabei nicht nur von Millenials genutzt, wie man anhin denken könnte. «Unsere Kunden sind zwischen 30 und 40 Jahre alt», sagt Noorlander, und vorwiegend männlich. Das wolle man aber «unbedingt ändern».

Neon

Die zweite Schweizer Smartphone-Bank: Neon.

Quelle: ZVG

Ein Schulterschluss mit Onlinehändlern sei jedoch nicht ein zusätzliches Geschäftsfeld, sagt Noorlander weiter. Neon möchte ihre Kunden vielmehr mit verschiedenen Dienstleistern zusammenbringen. So hat der Kontoanbieter mit der Plattform e-invest der Elvia Versicherung eine Test-Partnerschaft angeschlossen. Neon-Kunden erhalten bei einem Auftrag bei e-invest eine Gutschrift auf ihre Anlagen.  

Bankenexperte Dietrich prophezeit Smartphone-Banken ein weiteres Wachstum, vor allem im Bereich «Fast Money», also für die tägliche Geldabwicklung. Für Anlagegeschäfte sei ein Bankberater aber nach wie vor die primäre Ansprechperson.