Die Währungshüter in Nordamerika, Europa und der Schweiz sitzen zwischen Stuhl und Bank. Auf der einen Seite legt ihnen die sich abschwächende Konjunktur nahe, die Zinsen zu senken. Auf der anderen Seite steigt die Inflationsgefahr. Dagegen müssten die Zentralbanken eigentlich mit Zinserhöhungen angehen. Dabei sind es nicht nur die stark im Preis gestiegenen Nahrungsmittel und das teure Öl, welche für den Preisdruck verantwortlich sind. Auch wenn diese Einflüsse herausgerechnet werden, nimmt die Teuerung zu.

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Die amerikanische Zentralbank Fed hat sich zu drastischen Zinssenkungen entschlossen. Die Fed will konsequent die Wirtschaft unterstützen, um eine drohende Rezession abzuwenden. Ob es ihr gelingt, ist nicht sicher, und die Gefahr einer Inflation hat durch diese Schritte zugenommen. Die europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) warten im Moment ab, beide haben ihre Leitzinsen das letzte Mal im vergangenen Jahr geändert.

Situation weiter unklar

Die schwierige Konstellation macht auch eine Prognose der Zinsentwicklung extrem schwierig. Die SNB wird sich wohl Zeit lassen mit einer Leitzinsänderung, bis klar ist, ob das Pendel eher in Richtung Inflationsbekämpfung und damit Zinserhöhung ausschlägt oder eher in Richtung konjunkturelle Abkühlung und damit Zinssenkung. Beide Szenarien sind plausibel. So liegt die Teuerung in der Schweiz immer noch über der von der SNB gerade noch für akzeptabel gehaltenen Schwelle von 2%, obwohl sie sich im letzten Monat um 0,3 Prozentpunkte auf 2,3% reduziert hat. Gleichzeitig hat sich beispielsweise die vom Seco vierteljährlich erhobene Konsumentenstimmung überraschend deutlich abgekühlt.

«Wir gehen davon aus, dass der Leitzins in der Schweiz bis Ende Jahr unverändert bleibt», meint Claude Zehnder von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). «Eine Zinserhöhung ist wegen der globalen Wirtschaftsabkühlung und des zusätzlich dämpfenden Einflusses des Ölpreises auf die Konjunktur in nächster Zeit unwahrscheinlich, gegen eine Zinssenkung spricht die relativ hohe Inflation.» Diese Unsicherheit über die Entwicklung spiegelt sich auch bei den Hypotheken wider. Seit einigen Monaten herrscht deshalb eine besondere Situation, in der langfristige Hypotheken fast so günstig sind wie kurzfristige: Eine fünfjährige Hypothek kostet heute rund 4,3%. Normalerweise sollte die Hypothek mit jedem Jahr, die sie länger läuft, etwa 0,2% teurer werden. Eine zehnjährige Hypothek müsste demnach 5,3% kosten. Der tatsächliche Preis beträgt aber momentan nur etwa 4,6%.

«Die Zinskurve ist im Moment wieder flacher geworden», bestätigt Adrian Wenger vom Hypothekenzentrum. «Eine solche Konstellation ist ein Indiz dafür, dass der Markt mit einer Abwärtsbewegung rechnet, also mit eher fallenden Zinsen.» Das würde derzeit für vor allem für kurze Hypotheken mit variablem Zinssatz sprechen.