Ein Traum: Wenn man sein Handy verlegt hat, einfach danach rufen. Eine neue iPhone-App verspricht, dass es dann antwortet. Leider funktioniert das nicht immer.
Heute früh stand ich in meinem Zimmer und rief mehrfach laut «Marco». Meine Mitbewohnerin fragte sich vermutlich, ob ich jemanden mit Hörschaden unter dem Bett versteckt habe. Der Gedanke war mir so unangenehm, dass ich es ihr schnell erklären wollte: «Marco Polo» ist eine neue App, mit deren Hilfe man sein Handy ganz einfach wiederfinden soll. Wenn man «Marco» ruft, antwortet das iPhone mit «Polo».
Deutscher Akzent nicht von Vorteil
«Marco Polo» ist eigentlich ein Fangspiel im Wasser: Der Fänger muss die Augen schliessen und «Marco» rufen, die anderen Spieler antworten mit - ja, ist schon klar. So kann der Fänger sie dank seines Gehörs orten und nach ihnen greifen. Je mehr Wasser dabei spritzt, desto grösser der Spass, hört man.
Sein Handy zu suchen, ist normalerweise weniger witzig. Wenn man Glück hat, ist es auf laut geschaltet und man kann es anrufen - vorausgesetzt irgendwer anderes ist mit einem Telefon zur Hand. «Das passiert doch jedem: Man legt sein Phone weg und kurz darauf ist Panik angesagt», erklärt App-Erfinder Matt Wiechec. So wichtig Smartphones heutzutage sind, so klein und unscheinbar sind sie meistens auch. Schnell ist das iPhone mal zwischen die Sofakissen gerutscht oder hat sich sonstwo versteckt. «Dann rufen viele laut 'Wo ist mein Telefon?', auch wenn gar niemand in der Nähe ist», sagt Wiechec weiter. «Warum also kann das iPhone nicht ein bisschen mehr machen, um nachzuhelfen?» «POLOOOO» krächzen zum Beispiel.
Wenn das iPhone einen schräg von der Seite anmacht
Wer möchte, der kann auch ein anderes Wort als Rufnamen einstellen. Kann man einfach eintippen: «Miriam» versuche ich, den Namen meiner Kollegin. Das Problem scheint hier allerdings die Aussprache zu sein: «Miriam» auf Deutsch klingt eben nicht gleich «Mühriäm» auf Englisch. Das Wort sollte also mit dem iPhone abgestimmt sein, sonst kommt es womöglich zu Missverständnissen. Dass man sein iPhone nicht versteht, kann nicht passieren: Es antwortet einfach immer mit «Polo». Mit kreischender Männerstimme und so laut, wie man es eingestellt hat. Zumindest, solange die App eingeschaltet ist.
Nur: Leider antwortet es eben nicht immer. Sonst hätte ich ja heute früh nicht mehrfach «Marco» rufen müssen. Nach dem Fünften Mal erst reagierte die Anwendung endlich. Es ist mir ein Rätsel, wovon das abhängt. Später dann sass ich im Büro und erzählte meiner Kollegin von der App. Plötzlich schreit mein Handy mich an, das direkt neben mir liegt. Ich hatte im Gespräch den Namen des Spiels, also das Rufwort genannt.
Mehr ein Spiel
Noch scheint die App also tatsächlich mehr ein Spiel zu sein. Wer aber zu den notorischen iPhone-Gräbern gehört und genügend Selbstbewusstsein hat, in aller Öffentlichkeit und für alle hörbar mit sich selbst «Marco Polo» zu spielen, für den ist die App immerhin einen Versuch wert. Zu verlieren hat man schliesslich kaum etwas, ausser den Kaufpreis von 99 Cent und ein kleines bisschen Akku-Kapazität, die jede Anwendung im Hintergrund schluckt.
Marco Polo gibt es bisher nur für Apple-Produkte ab iOS 7.0. Bisher ist noch keine Android-Version angekündigt.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Bold Economy – das umfassende Nachrichtenportal zur digitalen Revolution.