Böse Überraschung für chinesische Liebhaber von Schweizer Uhren: Ob sie ihre Swiss Watch nun online oder in einer eleganten Boutique an der Genfer Rue du Rhône erstehen – seit Anfang April riskieren sie deutlich höhere Steuern. Am 8. April hat die chinesische Regierung die Importsteuern auf Luxusgüter stark angehoben, wie der Uhrenverband schreibt.

Seither kostet eine für 10’000 Yuan (1480 Franken) in der Schweiz gekaufte Schweizer Uhr den chinesischen Touristen bei seiner Rückkehr nochmals 60 Prozent des Kaufpreises, doppelt so viel wie vorher. Der Preis der Uhr kann sich sogar verdoppeln, sollte der chinesische Käufer beim Grenzübertritt vergessen, seine Neuerwerbung zu deklarieren.

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Daigous im Visier

Die Massnahme dient der Repatriierung des Handels mit Luxusgütern. Chinesen sollen dazu angehalten werden, sich im eigenen Land einzudecken. Die Steuererhöhung zielt zudem auf die Daigous ab, chinesische Reisende, die Parallelimporte jedweder Art organisieren.

Das Beratungsunternehmen Bain beziffert den Parallelhandel mit Uhren, Handtaschen und anderen Luxusgütern auf jährlich 43 Milliarden Renminbis (6,3 Milliarden Franken).

20 Prozent weniger Verkäufe

In der Schweiz könnte die Steuererhöhung die Schwierigkeiten der Uhrenindustrie auf dem chinesischen Markt zusätzlich verschärfen. Im März lagen die Verkäufe nach Hongkong 20 Prozent tiefer als im Vorjahr. Alarmiert ist man bei Bulgari. Geschäftsführer Jean-Christophe Babin befürchtet grössere Auswirkungen auf die Schweizer Uhrenindustrie.

Bulgari habe die Auswirkungen bereits zu spüren bekommen, mit einer sehr starken Zunahme der Verkäufe auf dem chinesischen Markt. Allerdings seien die Auswirkungen je nach Marke unterschiedlich. Die Uhrenmarken mit einer starken Präsenz vor Ort würden profitieren, sagt Jean-Christophe Babin.

Swatch gibt sich gelassen

Weniger alarmiert tönt es in Biel, am Sitz der Swatch Group. Die Steuererhöhung werde nur einen marginalen Effekt auf die Umsätze in Europa haben. Grosse Schweizer Bijoutiers wie Bucherer, Kirchhofer und Les Ambassadeurs äusserten sich nicht zu den Neuerungen.

Desmond Marshall von Rouge International, einem aufs Luxussegment spezialisierten Unternehmen in Hongkong, spricht von einem Sieg der chinesischen Händler. Wenig Gutes lässt seine Aussage erahnen, wonach der grenzüberschreitende Handel in den Wochen nach der Massnahme um 60 Prozent gesunken sei.