In Sainte-Croix, auf 1100 Metern über Meter hoch über Yverdon auf dem «Balcon du Jura vaudois», hat Reuge SA als einziger von zahlreichen ortsansässigen Musikdosenherstellern überlebt und setzt voll auf das Luxussegment. «Weg von der Edelweiss-Musikdose, weg von der Idee, dass Musikdosen etwas fürs Altersheim sind», ist die Devise von Direktor Kurt Kupper.

Kupper hat in den letzten Jahren Reuge konsequent in die Welt des Luxus geführt. Einen grossen Teil des Geschäfts mache Reuge heute mit exklusiven Geschenken für jene Leute, die bereits alles haben, sagt Kupper. «Wir stellen überraschende, auf den Empfänger individuell zugeschnittene Geschenke her.» Musikautomaten etwa mit der Lieblingsmusik des Beschenkten, sei es nun Johann Sebastian Bach oder Pink Floyd. Zu den Kunden von Reuge gehört auch das Schweizer Aussenministerium (EDA) in Bern. Musikautomaten aus Sainte-Croix sind als Gastgeschenke bei Staatsbesuchen beliebt.

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Auch wenn computergesteuerte Werkzeugmaschinen zahlreiche Arbeitsgänge erledigen, ist die Herstellung der HighEnd-Musikdosen noch immer mit viel Handarbeit verbunden – zum Beispiel beim Härten der Stimmkämme: Sie werden zuerst im 800 Grad heissen Ofen erhitzt und danach sofort im kalten Öl abgekühlt. Auch die diffizile Montage des Musikwerks, wenn Stiftwalze und Kamm mit höchster Präzision zusammenpassen müssen, erfordert einen geschulten Blick und viel Fingerspitzengefühl. Handarbeit und Individualisierung des Produkts haben ihren Preis: Der Grossteil der Reuge-Musikdosen kostet zwischen 2000 und 5000 Franken, für ganz exklusive Modelle können aber bis zu 300000 Franken fällig werden.

Neben Musikdosen klassischen Stils hat die Firma auch futuristisch gestylte Automaten wie etwa das Modell Winch im Programm. Es hat seinen Namen von der Kurbel zum Straffen der Taue auf einer Yacht und erinnert an ein Segelschiff. Das jüngste Modell schliesslich versucht eine Brücke zwischen der Welt der mechanischen Musik und dem digitalen Zeitalter zu schlagen. Der Automat verfügt über eine Ablage für ein iPhone. Legt man das Gerät in die Ablage, wird nicht nur sein Akku mittels elektromagnetischer Induktion aufgeladen, sondern bei einem Telefonanruf startet die Vibration des iPhone direkt den Musikautomaten. (pwf)