Die Schweizer Privatbank Julius Bär baut die Konzernleitung um. Neu wird eine Region Emerging Markets geschaffen. Zwei Chefs müssen wegen dieser Reorganisation ihren Posten räumen. Der operative Chef (Chief Operating Officer) Gregory F. Gatesman trete zum 1. August aus der Geschäftsleitung aus und verlasse das Institut zum Jahresende, wie die Bank Julius Bär mitteilte.

Nachfolger werde Nic Dreckmann, der zurzeit für die technologische Transformation der Bank verantwortlich sei.

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«Basis für starkes Wachstum»

Schweiz-Chef Barend Fruithof gehe aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen über die organisatorischen Änderungen der Bank. Bär führe zum 1. September eine neue Organisationsstruktur ein, um die Effizienz des Unternehmens zu steigern. «Die Anpassung der Frontorganisation wird die Basis für eine starke Wachstumsphase unserer Gruppe bilden», erklärte Konzernchef Boris Collardi.

Die auf Vermögensverwaltung spezialisierte Bank Julius Bär gruppiert ihre Regionenstruktur um, wie Julius Bär mitteilte. Neu wird es ab dem 1. September eine Region Schwellenländer geben, in der die Bank die ehemaligen Ostblock-Staaten in Europa, den Mittleren Osten und Afrika zusammenfasst. Der Region Europa, zu der bereits jetzt Mittel- und Nordeuropa zählen, wird neu Südeuropa und Israel zugeschlagen. Gestrichen dagegen wird die Geschäftseinheit «Unabhängige Vermögensverwalter». Diese Kunden werden künftig nicht mehr zentral, sondern von den Regionen betreut.

Die Bank begründet diese Umgestaltung damit, dass mit der neuen Struktur wirtschaftlich ähnlich weit entwickelte Länder mit entsprechend ähnlichen Kundenwünschen künftig von einer Geschäftseinheit bedient werden können. Die neue Organisation soll zu stärkerer Kundenorientierung und gesteigerter Effizienz führen, heisst es in der Mitteilung.

Neuer Schweiz-Chef nach nicht einmal einem Jahr

Diese Umgestaltung führt auch zu einem Sesselrücken in der Chefetage. So verlässt der bisherige Schweiz-Chef Barend Fruithof nach nicht einmal einem Jahr an der Spitze der Region Schweiz die Bank bereits wieder. Er wird durch Gian Rossi ersetzt, der bisher das Europa-Geschäft geleitete hat. Neuer Leiter der erweiterten Region Europa wird der jetzige Chef der Geschäftseinheit «Unabhängige Vermögensverwalter» Yves Robert-Charrue.

Einen Wechsel gibt es auch auf dem Posten des operativen Chefs. Nic Dreckmann, der jetzige Verantwortliche für die technologische Transformation bei der Bank, ersetzt Gregory Gatesman, der nach drei Jahren die Bank verlässt.

Irritationen um Personalie Fruithof

Die Umgestaltung der Chefetagen verursacht bei Analysten Stirnrunzeln. «Diese ständigen Personalrochaden werfen die Frage auf, wie schwer es für Julius Bär wirklich ist, den nächsten Wachstumsschritt zu vollziehen, und wie sehr das Top Management beim Rekrutieren ein gutes Gespür hat», schreibt Michael Kunz von der Zürcher Kantonalbank in seinem Marktkommentar. Dabei irritiert Kunz vor allem der unerwartete Abgang von Schweiz-Chef Fruithof.

Die Julius Bär Gruppe ist in den letzten Jahren vor allem dank Übernahmen stark gewachsen. 2012 übernahm die Privatbank das ausseramerikanische Vermögensverwaltungsgeschäft von Merrill Lynch. 2014 kauft Julius Bär den Schweizer und luxemburgischen Kundenstamm der israelischen Bank Leumi. Im gleichen Jahr wurde auch die Mehrheit am brasilianischen Vermögensverwalter GPS Investimentos Financeiros e Participações erworben. 2015 kaufte die Bank die luxemburgische Privatbank Commerzbank International und stockte den Aktienanteil bei der italienischen Vermögensverwalterin Kairos auf.

Innerhalb von drei ein Viertel Jahren, von Ende 2012 bis März 2016, stieg unter anderem bei Julius Bär darum die verwalteten Vermögen von 190 Milliarden Franken auf 305 Milliarden Franken.

(reuters/sda/chb/ama)