Wie schnell sich der Grundstein für ein Jungunternehmen legen lässt, zeigen am deutlichsten Apps und Webdienste: Schon mit wenig Zeit und Geld kann aus einer simplen Idee ein Produkt werden, das sich später zu einem Unternehmen ausbauen lässt.

RememberTheName ist so ein Projekt. Ex-Doodler Reto Lämmler startete es nach seinem Ausstieg bei dem Terminplanung-Startup Ende 2011. Innert vier Monaten entstand ein Werkzeug, mit dem sich Teilnehmer von Anlässen wie Seminare, Konferenzen oder Workshops auf diese vorbereiten können. Der Kerngedanke: Wer bei der Pflege von Kontakten den Namen des Gegenübers ohne zu zögern parat hat, hinterlässt einen besseren Eindruck.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Lernkärtchen für Vergessliche

Mit einem virtuellen Kärtchenspiel, das Gesicht, Namen, Jobbeschreibung und auf Wunsch eine selbst ausgedachte Eselbrücke anzeigt, können Nutzer ihr Gedächtnis trainieren. Gegenwärtig funktioniert das so, dass Nutzer vor einem Anlass Listen ihrer Kontakte selbst zusammenstellen oder direkt importieren. Dabei werden diese per E-Mail eingeladen. Anschliessend kann das Erkennen der Gesichter in der App geübt werden.

Das Einladungskonzept ist dem Wunsch geschuldet, auf diese Weise neue Nutzer für die App an Bord zu holen. Dieser Mechanimus mag sich aber als Knackpunkt erweisen. Nutzer könnten das Einladen als zu aufdringlich empfinden, um ihr Netzwerk damit zu behelligen. Ausserdem ist das Erstellen von Listen mit Aufwand verbunden. Möglicherweise wäre es zielführender, deren Erstellen an die Event-Veranstalter auszulagern. Ob die Einladungsfunktion in dieser Form bestehen bleibt, ist laut Reto Lämmler denn auch offen. Wenn sich herausstelle, dass Nutzer lieber private Listen anlegen, sei eine Anpassung denkbar.

Nachfrage testen

Die Idee ist bestechend einfach. Ob RememberTheName das nötige, virale Wachstum schafft und genügend wiederkehrende Nutzer gewinnt, ist schwer vorauszusagen. Gerade der klare und geradlinige Usecase könnte ein Trumpf bei der Gewinnung von Nachfrage sein. Lämmler will sich ein Jahr Zeit geben, um zu sehen, ob seine Idee genügend Potential zur Kommerzialisierung hat. Die jetzige, frühe Version sei quasi ein Testballon, um mehr über die Kundenwünsche und den richtigen Featuremix zu lernen.

Reto Lämmler hat Startup-Erfahrung. Er war nach der Gründung der erste Mitarbeiter bei Doodle (Einstieg 2008) und Gründer des Webstartups Xcellery, das er 2007 erfolgreich verkaufen konnte: «Kein Riesending, aber ein guter Exit», meint er heute.

Die Suche nach einem Geschäftsmodell

Um mit «RememberTheName» dereinst Geld zu verdienen, stehen verschiedenen Ideen im Raum, so Lämmler: «In der Schweiz sei Onlinewerbung schnell lukrativ, siehe Doodle. Allerdings braucht man eine gute Reichweite und ein dezidiertes Salesteam». Alternativen sind eine Whitelabellösung für Firmen oder ein Freemium-Modell mit einer kostenpflichtigen Smartphoneapp, die mit zusätzlichen Funktionen aufwartet.

Aus seiner Startup-Erfahrung schöpft Reto Lämmler den Ansatz, möglichst ressourcenschonend zu arbeiten. Hinter der App steht keine Entwicklungsabteilung, sondern lediglich ein Zweimannteam. Neben Lämmler ist der Gedächtnis-Coach André Huber mit an Bord, der am Konzept mitarbeitete und bei der Vermarktung helfen wird. Die App ist teils selbst, teils mit online angeheuerter Unterstützung programmiert. Lämmler nutzte dafür den Entwickler-Marktplatz elance, den er durchaus empfehlen könne, auch wenn nicht immer perfekte Resultate zu erwarteten seien. Auch das Design ist zum Teil outgesourct. Das Logo zum Beispiel stammt aus einer Ausschreibung beim Crowdsourcing-Portal 99designs, wo sich freischaffende Grafiker für kleine Beiträge rekrutieren lassen.

Bisher ist die App als mobile Website über Smartphone-Browser nutzbar und steht in dieser Form auch über den normalen Webauftritt zu Verfügung. Nächste Station für RememberTheName ist die Entwicklung einer Extra-Website für Desktop-Nutzer. Sofern in den kommenden Monaten das Nutzerinteresse anzieht, will Lämmler nach Business-Angel-Finanzierung suchen.

Dieser Artikel erscheint in Zusammenarbeit mit startwerk.ch, der Plattform für Schweizer Startups.