Was läuft da bei der Postfinance? Am Sonntag – schon das Datum lässt einen aufhorchen – präsentierte die Post-Tochter ein neues Logo. An sich keine grosse Sache. So wird hier mal an einem Schriftzug gefeilt oder da mal am Farbkonzept. Oder man passt ein Logo an jenes einer verbandelten Firma an, wie damals, als die Migros Bank ihre Schrift ändern musste, weil zuvor das Mutterhaus Migros seine Buchstaben leicht abgerundet hatte. Doch das ist bei der Postfinance nicht der Fall. Im Gegenteil.

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Zwar hat auch die Post unlängst ein neues Logo eingeführt, und das nicht ohne Nebengeräusche. Denn an die Stelle des Schriftzugs «Die Post» trat ein Emblem mit einem Schweizerkreuz und einem fetten «P». Ärger gabs mit der Paraplegiker-Stiftung, deren Logo zum Verwechseln ähnlich aussieht. Erst vor kurzem haben sich die Parteien offenbar gütlich geeinigt, wie die «Sonntagszeitung» berichtete.

Und was macht die Post-Tochter, deren Logo bisher stark an jenes der Post angelehnt war? Sie übernimmt nicht das Paraplegiker-P, sondern führt ein Emblem ein, das so gar nichts mit dem Auftritt des Mutterhauses zu tun hat. Es zeigt Viertelkreise, die sich gerade noch berühren, aber irgendwie doch nicht so viel miteinander zu tun haben wollen. Wie die Post und ihre Bankentochter?

Vom gemeinsamen Auftritt zu zwei sehr unterschiedlichen Logos: Post und Postfinance

Von ähnlich zu doch ziemlich unterschiedlich: Die alten (links) und neuen (rechts) Logos von Post und Postfinance. 

Quelle: zVg/hec

Nabelt sich da gerade jemand ab? Es ist ein alter Trick, über Modifikationen am Logo Veränderungen in der Besitzerstruktur abzubilden. Man erinnere sich an den Übergang von der «Winterthur Versicherung» über die «Axa Winterthur» zur «Axa». Oder andersrum: Die bereits erwähnte Migros Bank wurde zuletzt stärker in die Gruppenstrategie der Detailhändlerin eingebunden und erhielt mehr Orange ins Farbschema verordnet. 

Und so kann man die optische Entfernung der Post-Tochter eigentlich nur als Fingerzeig lesen, dass hier auch was im gelben Staatskonzern läuft.  

Die Postfinance-Medienstelle will von einer Corporate-Identity-Fahnenflucht indes nichts wissen. Man entwickle «die Marke weiter, ohne die Herkunft und Identität der Marke aufzugeben», heisst es da. Als Beleg dafür dient der Fakt, dass das neue Logo noch immer mit Post-Gelb hinterlegt sei. Überzeugt das? Nein.

Allein der Zeitpunkt der Aktion macht hellhörig. Der langjährige CEO Hansruedi Köng tritt Ende Februar ab, der neue CEO Beat Röthlisberger übernimmt erst im Juni. Köng wird kaum in seinen letzten Tagen einen so gravierenden Entscheid gefällt haben, ohne dies mit seinen Vorgesetzten abgesprochen zu haben. Das spricht dafür, dass der Postkonzern seine Bankentochter bewusst etwas Post-ferner aufstellt. Und so steckt hinter dem Neudesign wohl mehr, als die Postfinance uns glauben machen will.

Michael Heim Handelszeitung
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