Ausserdem hat sich die Kluft zwischen den Top-Performern und den schwächsten Marktteilnehmern vergrössert. Die Beratungsfirma hat neun Industrie-Trends identifiziert, welche die Herausforderungen der Branche vor dem Hintergrund erhöhter Marktvolatilität und dem aktuellen makroökonomischen Umfeld aufzeigen. Die beschriebenen Verschiebungstendenzen eröffnen auch Chancen.

Christian Zahn (Partner bei McKinsey & Company im Zürcher Büro und Co-Leiter der European Wealth & Asset Management Practice sowie Leiter der Swiss Banking and Insurance Practice) kommentiert: «Die grundlegenden Wachstumstreiber für die Asset Management-Industrie bleiben unverändert, jedoch beobachten wir wichtige strukturelle Verschiebungen. Ob wir das Ende eines Zyklus oder den Beginn einer neuen Ära sehen, ist noch nicht eindeutig, aber die gegenwärtigen Tendenzen und die unterschiedlichen relativen Entwicklungen der führenden Marktteilnehmer bzw. der schwächeren Mitbewerber verdeutlichen, dass es einigen Institutionen gelingt, das Umfeld durch strategische Entscheidungen zu ihren Gunsten zu nutzen. Tatsächlich bietet die Ausschöpfung von Konsolidierungsdynamiken oder des GenAI-Potenzials bei gleichzeitigem aktiven Kostenmanagement Chancen für alle. In der DACH-Region liegen vergleichbare Entwicklungen vor, auch wenn sich die Rahmenbedingungen insbesondere in Deutschland und der Schweiz unterscheiden.»

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Die Erkenntnisse im Überblick:

  1. Der Gewinn des Sektors ging zum zweiten Mal in Folge zurück und liegt 32% unter dem Höchstwert von 2021. Dies obwohl das verwaltete Vermögen (AuM) um ungefähr 9% anstieg, vor allem aufgrund der positiven Marktperformance im 4. Quartal 2023.
  2. Die Profitabilitätslücke zwischen den Top-Performern und den schwächsten Marktteilnehmern hat sich auf 28 Prozentpunkte vergrössert. Erstere haben in den letzten fünf Jahren gleichzeitig ein aktives Kostenmanagement und Ertragswachstum erreicht, vor allem durch eine Reallokation der Ressourcen auf strategische Wachstumsfelder.
  3. Die Verlagerung hin zu passiven Investmentfonds ist entgegen der Erwartung vieler Marktteilnehmer besonders in Jahren erhöhter Marktvolatilität wie 2023, 2022 und 2018, weiterhin stark ausgeprägt.
  4. Das Private Markets-Wachstum hat sich verlangsamt. Das Fundraising lag 2023 mit USD 243 Milliarden 3% unter dem Vorjahreswert und 27% unter dem Niveau von 2021. Private Equity war innerhalb von Private Markets die einzige Anlageklasse mit steigendem Fundraising in 2023 (+57%).
  5. Aktive Preisgestaltung kann schwache Investmentperformance bei aktiven Rentenfonds kompensieren, allerdings nicht bei Aktienfonds.
  6. Mit 20% der AuM in ESG-Investmentfonds nimmt EMEA im Vergleich zu Regionen wie Asien oder Amerika eine Spitzenposition ein. Das Wachstum lag jedoch bei nur 1% p.a. seit 2021. Spezifische Produktklassen wie Private Markets Impact- oder Dekarbonisierungsfonds weisen allerdings noch immer ein robustes Fundraising auf.
  7. Das nicht-verwaltete Vermögen ist seit 2021 aufgrund gestiegener Zinsen und der Marktvolatilität sowohl 2022 als auch 2023 gewachsen. Vor allem die liquiden Mittel in Höhe von EUR 22 Billionen in Europa bieten mittelfristig ein enormes Potenzial (ca. EUR 20 Billionen nicht-verwaltet in Einlagen und ca. EUR 2 Billionen in niedrigmargigen verwalteten Geldmarktfonds).
  8. Durch GenAI besteht für den Asset Management-Sektor weltweit ein wirtschaftliches Potenzial von ca. USD 60 Milliarden.
  9. Das steigende Kosten-Ertrags-Verhältnis bei westeuropäischen Asset Managern (+9 Prozentpunkte seit 2021) erhöht den Konsolidierungsdruck. Jedoch erreichte die globale M&A-Aktivität in 2023 einen Tiefpunkt seit 2016.

Diese strukturellen Verschiebungen bieten Asset Managern eine Chance sich neu zu positionieren. (pd/hzb/pg)

Wichtige Beobachtungen über die europäische AM-Industrie

Wichtige Beobachtungen über die europäische AM-Industrie

Quelle: McKinsey & Company
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